Helmholtz Open Access Newsletter vom 25.09.2007
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
dies ist der fünfzehnte Helmholtz Open Access
Newsletter, herausgegeben vom Helmholtz Open
Access Project. In diesem Newsletter geben wir
Ihnen einen monatlichen Überblick über die
wichtigsten Entwicklungen zum Thema Open Access.
Sie finden den aktuellen Newsletter und das
Archiv jederzeit auf dem Portal "Helmholtz Open
Access Projekt"
(<http://oa.helmholtz.de/index.php?id=98>http://oa.helmholtz.de/index.php?id=98).
Wir freuen uns, wenn Sie diesen Newsletter an Interessierte weiterleiten.
September - ein Monat der Konferenzen
Die Europäische Kommission hat eine Studie in
Auftrag gegeben, die offenbar eine Grundlage für
weitere Calls im Bereich der ?Unit? ?GEANT und
e-Infrastructure?, speziell für ?Data Repositories? schaffen soll:
?Towards a European e-Infrastructure for
e-Science Digital Repositories?
<http://www.e-scidr.eu/>http://www.e-scidr.eu/.
Die beauftragte Firma hatte dazu Umfragen und
eine Reihe von Workshops veranstaltet. Der
letzte hiervon fand am 4.September in Lissabon statt.
Die zunächst vorgeschlagenen Themen, die der
Kommission als Aktionsfelder empfohlen werden
sollen, reichten von der Frage der nachhaltigen
Finanzierung von Repository-Infrastrukturen über
Mandate/Anreize zur Veröffentlichung von Daten,
deren ?Zertifizierung? (sprich:
Qualitätssicherung) bis zu Rollen und
Verantwortung der diversen Beteiligten und zur
Verteilung der Daten über institutionelle,
nationale und disziplinspezifische Repositories
oder gar die Förderung eines zentralen
europäischen Repositories (für ?heimatlose?
Daten oder sogar als Standardlösung?)
Die vorgeschlagenen Aktivitäten und ihre
Prioritäten wurden von den Teilnehmern in drei
Workshops in Anwesenheit verantwortlicher
Mitarbeiter der ?Unit? durchaus kontrovers
diskutiert. Insgesamt ging es hier also eher um
?Policy? auf politischer und Finanzierungsebene
und um die Bildung von Strukturen. Abzuwarten
bleibt nicht nur das fixierte Ergebnis der
Studie, sondern auch, wie dies Eingang in
zukünftige Ausschreibungen und Entscheidungen der Kommission findet.
In der zweiten Septemberwoche, 10.-12.9.,
veranstaltete das BMBF das Erste D-Grid All
Hands Meeting:
<http://www.d-grid.de/index.php?id=allhandsmeeting>http://www.d-grid.de/index.php?id=allhandsmeeting.
Lokaler Veranstalter (SUB Göttingen) und Ort
(?Paulinerkirche?, ein Bibliotheksstandort)
deuten klar darauf hin, dass D-Grid sich eben
nicht nur mit der Ebene Grids beschäftigt, wie
sie etwa die EU versteht, sondern gleichfalls
mit ?höheren? Ebenen der Infrastruktur ? wobei
eine separate ?Data-Infrastructure? Schicht
zumindest schwer erkennbar ist. Die im nächsten
D-Grid Call erwarteteten Projekte zum Thema
?Wissenmanagement? sollen wohl stets auch auf
die derzeit schon erarbeiteten Lösungen und
Infrastrukturen im D-Grid aufbauen.
Die enge Verbindung von Grid-Konzepten und
?Techniken mit solchen aus der
Repository-?Kultur? könnte zu einer Besonderheit
des Forschungsstandorts werden. Es erschien in
Göttingen möglich, dass dies und auch das
Zusammenbringen diverser Disziplinen ?
Geisteswissenschaften, Medizin, Ingenieurwesen
und Naturwissenschaften, sogar
Betriebswirtschaft ? gelingen kann und einer
Erweiterung des Horizonts und auch der
gelegentlich nötigen Distanzierung von
projektbezogenen Perspektiven dienlich ist.
Ein Paukenschlag setzte zu Beginn allerdings
Tony Hey, bis vor zwei Jahren Direktor des
britischen e-Science-Programms, heute
Vice-President Technical Computing, Microsoft:
Sein Vortrag ?e-Science and Scholarly
Communication? stellte eine inspirierende
Blitz-Präsentation wesentlicher Elemente aus der
ctWatch Quarterly August-Ausgabe (s.u) dar ?
wobei er allerdings wiederholt warnte, dass
Benutzer keinen großen Softwarestack
installieren wollten (offenbar eine Anspielung
auf Grid-Software ? im engeren Sinne) sondern
nach Konzepten wie Mashups, Web2.0 verlangten.
In Padua fand vor der ausgesprochen
beeindruckenden Kulisse der drittältesten
Universität der Welt vom 19-21.9. die Konferenz
?Berlin 5 Open Access : From Practice to Impact
: Consequences of Knowledge Dissemination?
<http://www.aepic.it/conf/index.php?cf=10>www.aepic.it/conf/index.php
statt. Neben vertrauten Elementen wie den (u.a.
nationalen) Statusreports traten auch neue
Akzente: Im Gegensatz etwa zu Berlin3 in
Southampton wurde hier fast schon
schwerpunktmäßig der ?Goldene Weg? (Open Access
Journale) thematisiert. Während der ersten
beiden Tage spielten ? zwar aus anderem
Blickwinkel, jedoch ähnlich wie in Lissabon ?
politische und strukturelle Fragen die
Hauptrolle. In diesem Zusammenhang wurden bei
der Tagung als besondere Schwerpunkte
?Developing Countries? und ?Humanities und Social Sciences? gesetzt.
Der gesamte dritte Tag war einem gemeinsam mit
der European Science Foundation ausgerichteten
Workshop zum Thema Offener Zugang zu Daten
gewidmet. Der Morgen bot überwiegend
inspirierende Vorträge - z.B. aus der
Perspektive einer einzelnen Veterinärin, die mit
offenem Zugang zur Genanalyse des H5N1-Virus
Schlagzeilen in der Weltpresse machte, einen
gewohnt provokanten Vortrag von Murray-Rust (mit
dem auch an anderer Stelle gegebenen dringenden
Rat gegen PDF; ?PDF is evil?,?, destroys
information), aus disziplinärer Sicht (Wefer,
Doorn) und der des Nature-Verlags (Clarke).
Ein wesentliches ?Ergebnis? scheint in
Zusammenhang mit Daten zu sein, dass
unbestritten Daten in disziplinspezifischen
Repositories und unter ?Verantwortung? der
disziplinären Communities gehalten werden sollten.
Alle drei Tagungen trugen dazu bei, aus
europäischer bzw. deutscher Perspektive das sich
schnell entwickelnde Bild der ?data driven
science? ? in der der offene Zugang zu Text und
Daten unabdingbar ist ? wahrzunehmen und auch
seine Elemente zu beeinflussen ? insbesondere
durch die zahlreiche Teilnahme von Entscheidungsträgern der Geldgeber.
Open Access und Cyberinfrastructure: Perspektiven und Beispiele
Im August ist in der Zeitschrift ?CTWatch
Quarterly? eine Ausgabe zum Thema
<http://www.ctwatch.org/quarterly/archives/august-2007>?The
Coming Revolution in Scholarly Communications &
Cyberinfrastructure? erschienen. Es sind neben
neuen Stimmen eine Reihe sehr namhafter Autoren
versammelt (z.B. Harnad, Suber, van der Sompel,
Wilbanks, Ginsparg u.a.), die Beiträge zur
Zukunft der wissenschaftlichen Kommunikation
liefern; dabei werden langfristige Perspektiven
ebenso verhandelt wie konkrete Projekte mit online-Beispielen vorgestellt.
?Cyberinfrastructure Technology Watch Quarterly?
wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, auf
nationalem Level Forscher über die neuesten
Entwicklungen im Bereich ?Cyberinfrastructure?
zu informieren und mit einzubeziehen. ?CTWatch
Quarterly? wird von drei US-amerikanischen
Computerzentren getragen und von der ?National Science Foundation? gefördert.
Repositorien vernetzen sich europaweit: Die Driver Guidelines
<http://www.driver-support.eu/en/index.html>DRIVER
(Digital Repository Infrastructure Vision for
European Research) ist ein von der EU
gefördertes Projekt, dass eine Testumgebung für
eine zukünftige Wissens-Infrastruktur des
europäischen Forschungsraums aufbaut. Dabei
entsteht unter anderem ein europaweites Netzwerk
existierender institutioneller Repositorien mit
standardisierter Technologie und grundlegenden Benutzerdiensten.
Für Betreiber von Repositorien, die Inhalte in
das europäische Netzwerk liefern möchten, sind
jetzt die
"<http://www.driver-support.eu/en/guidelines.html>DRIVER
Guidelines for Content Providers" veröffenlicht
worden. Repositorien, die die technischen
Bedingungen der Guidelines erfüllen, werden
Lieferanten von Inhalten für das DRIVER-Netzwerk
und können ihrerseits DRIVER-Daten für die
Entwicklung lokaler Service-Dienste nutzen. Im
Gegensatz zum
<http://www.dini.de/wiss-publizieren/>DINI-Zertifikat
?Dokumenten- und Publikationsservice 2007?, das
übergreifenden Charakter für den Gesamtbetriebs
eine Repositoriums hat, hat der DRIVER-Leitfaden
einen anderen Zweck und beschränkt sich auf
Vorgaben, die die Textressource, die Metadaten
und die OAI-PMH Implementierung
betreffen. Allerdings geht der DRIVER-Leitfaden
davon aus, dass die DINI-Vorgaben beim Betrieb
eines Repositoriums berücksichtigt werden, somit
ergänzen sich die DINI- und DRIVER-Vorgaben.
US-Verlegerinitiative gegen Open Access
Die ?Association of American Publishers? (AAP),
der größte US-amerikanische Verlegerverband, hat
mit PRISM (Partnership for Research Integrity in
Science & Medicine) eine Initiative gestartet,
um gezielt gegen freien Zugang zu mit
öffentlichen Mitteln geförderten
Forschungsergebnissen Lobbyarbeit zu leisten.
Dabei wird vor offensichtlichen
Falschinformationen und dem Schüren von Ängsten
nicht zurückgeschreckt. Auf den Webseiten von
<http://www.prismcoalition.org/>PRISM wird unter
anderem behauptet, das Open Access das
?peer-review? System zerstört, das öffentlicher
Zugang einer Regierungszensur gleichkommt und
das die Regierung versucht, das Urheberrecht der Verleger zu enteignen.
Diese Behauptungen haben heftige Kritik seitens
der Wissenschaftlichen Community nach sich
gezogen, die z.B. auf
<http://www.earlham.edu/%7Epeters/fos/fosblog.html>Peter
Subers Newsletter gut dokumentiert ist (als
Suchbegriff ?prism? eingeben, dann kommt man zu
allen diesbezüglichen Mitteilungen). Nicht nur
Verbände haben sich gegen die Argumentation von
PRISM gewehrt, sondern auch prominente
Einzelpersonen wie Tom Wilson, Gründer und
Herausgeber einer renommierten AAP-Zeitschrift,
der mit deutlichen Worten gegen die in PRISM
verbreiteten Meinungen seine
Herausgebertätigkeit aufgegeben hat. Auch
einzelne Verlage, die Mitglieder bei AAP sind,
haben wiederholt öffentlich den Verband
aufgefordert, eine Erklärung auf den PRISM
Webseiten zu veröffentlichen, dass nicht alle
AAP-Mitglieder die Meinungen von PRISM
unterstützen. Dies ist bisher unterblieben,
ebenso wie eine Auflistung derjenigen AAP-Verlage, die PRISM unterstützen.
Open Data for Global Science - CODATA Data Science Journal Special Issue
Im CODATA Data Science Journal ist Ende Juni
eine Sonderausgabe mit dem Titel
"<http://dsj.codataweb.org/special-open-data.html>Open
Data for Global Science" erschienen.
Nach einem Vorwort sind im ersten Teil Beiträge
zu "Recent International and National
Governmental Data Policy Developments" und im
zweiten Teil Artikel zu "Analysis of Data Policy Issues" zu finden.
Das Data Science Journal ist die
online-Zeitschrift des
"<http://www.codata.org/>Committee on Data for
Science and Technology" (CODATA). CODATA ist die
internationale Organisation, die sich um
verbessertes Datenmanagement und Nachnutzbarkeit
von Daten bemüht und ist Teil des "International Council for Science" (ICSU).
Leseempfehlungen
Erfolgreiche Personalplanung für ein Repositorium:
Das SHERPA-Projekt hat ein Dokument vorgestellt,
das Anforderungen für das Personal formuliert,
die insgesamt (nicht in einer Person) nötig
sind, um ein Repository erfolgreich zu managen:
Mary Robinson: Institutional Repositories: Staff and Skills requirements:
<http://www.sherpa.ac.uk/documents/sherpaplusdocs/notts-Repository%20Staff%20and%20Skills.pdf>http://www.sherpa.ac.uk/documents/sherpaplusdocs/notts-Repository%20Staff%20and%20Skills.pdf
Zur Diskussion um den Einfluss von Open Access auf Zitatraten:
Moed, H.: The effect of open access on citation
impact: An analysis of ArXiv's condensed matter
section. - In: Journal of the American Society
for Information Science and Technology (2007, early view)
<http://dx.doi.org/10.1002/asi.20663>doi/10.1002/asi.20663
Aus dem Abstract: "This article statistically
analyzes how the citation impact of articles
deposited in the Condensed Matter section of the
preprint server ArXiv (hosted by Cornell
University), and subsequently published in a
scientific journal, compares to that of articles
in the same journal that were not deposited in
the archive. Its principal aim is to further
illustrate and roughly estimate the effect of
two factors, early view and quality bias, on
differences in citation impact between these two sets of papers, ..."
Sotudeh, H. ,Horri, A.: The citation performance
of open access journals: A disciplinary
investigation of citation distribution models. -
In: Journal of the American Society for
Information Science and Technology. (2007, early view).
<http://dx.doi.org/10.1002/asi.20676>doi:10.1002/asi.20676
Impressum
Der Helmholtz Open Access Newsletter wird vom
Helmholtz Open Access Projekt
(<http://oa.helmholtz.de>http://oa.helmholtz.de) herausgegeben.
Redaktion: Andreas Hübner
Newsletter abonnieren:
<http://oa.helmholtz.de/index.php?id=98#c406>http://oa.helmholtz.de/index.php?id=98
Falls Sie diesen Newsletter nicht mehr erhalten
möchten, schreiben sie bitte an <mailto:rab@gfz-potsdam.de>rab@gfz-potsdam.de.
Archiv
Die Ausgaben 1-14 des Newsletters finden Sie im
Archiv
(<http://oa.helmholtz.de/index.php?id=111>http://oa.helmholtz.de/index.php?id=111).
Copyright
Die Inhalte dieses Newsletters sind gemäß
Creative Commons by Attribution lizenziert
(CC-by,
<http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/>http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/).
Es ist erlaubt, die Inhalte des Newsletters
weiter zu verwenden und zu verbreiten, wenn der
Newsletter als Quelle angegeben wird.