Re: [IP-OA_Forum] Open-Access-Abzocke: Duncker & Humblot verdient sich goldene Nase mit Ladenhütern
- From: Daniel von Wachter <dvwachter@iap.li>
- To: ipoa-forum@lists.fu-berlin.de
- Date: Thu, 16 Mar 2017 00:09:24 +0100
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- Subject: Re: [IP-OA_Forum] Open-Access-Abzocke: Duncker & Humblot verdient sich goldene Nase mit Ladenhütern
Am 15.03.2017 um 20:01 schrieb Klaus Graf:
https://archivalia.hypotheses.org/63704 Ich bitte um meinungen.
Sie schreiben: „Wenn Open Access bedeutet, dass man die Geiselhaft der
wissenschaftlichen Publikationen mit völlig übertriebenen Ablösesummen
aus dem Topf öffentlicher Gelder beendet, läuft etwas gewaltig schief.“
Zustimmung. Ich will das mit einem verwandten Thema verbinden: In meinem
Fach, der Philosophie, höre ich oft Ablehnung von Open Access mit APCs
(Author Processing Charge), APCs bringen Open Access in Verruf.
Beispiel 1: Die Gesellschaft für Analytische Philosophie schreibt in
einer Handreichung für ihre Mitglieder:
„Der Sinn einer Open-Access-Publikation – wissenschaftliche Texte allen
Interessierten
zugänglich zu machen, ohne dass die Leser oder wiederum diejenigen, die
bereits die
zugrundeliegende Forschung finanziert haben, dafür bezahlen müssen –
wird allerdings
verfehlt, wenn man einem Verlag oder einer Zeitschrift einen hohen
Geldbetrag (zum
Beispiel mehrere Tausend Euro) dafür bezahlt, dass der eigene Text open
access ver-
öffentlicht wird (sog. Gold Open Access). Denn so werden überhöhte
Zugangskosten, die
die Aufwendungen eines Verlags zuzüglich einer akzeptablen Gewinnmarge
zum Teil er-
heblich übersteigen, nur entweder von den Lesern auf den Autor verlagert
oder aber
wiederum der öffentlichen Hand oder Fördermittelgebern aufgebürdet.“
Beispiel 2: Die British Philosophical Association schreibt in einer
öffentlichen Stellungnahme zu Open Access:
„The BPA thinks that the gold model would be disastrous for
publishing in philosophy and in other humanities subjects. The gold
model is both
unfair and threatens academic freedom, and so is inconsistent with the
desire of
research councils, stated in Paragraph 10, for a policy which can
increase the
proportion of open access research “in a simple, robust, fair and
transparent way.”
The policy is unfair because it links the ability to publish
philosophical research to the
ability of philosophers or their institutions to afford the APCs. This
will discriminate
against those who are not in the best position to pay, perhaps because
they are
early-career or retirees, or because their institution will be unable to
devote funds to
pay APCs. We imagine that many research-active philosophy departments
will have
little access to funds, given the current financial climate. The policy
will be extremely
damaging to philosophers in such departments. So whereas on the current
system
philosophical research is published on merit, the new system will be
biased towards
established philosophers at wealthy institutions.
In addition, the gold model threatens the freedom of philosophers to
publish where
and how much they like. Even if universities have funds to pay APCs,
these will be limited, and competition between academics for this money
means that some will
lose out. …
As a result, we think that the gold model will be complicated, unfair,
opaque,
and anything but robust. We advise the research councils to endorse the
green
model for publishing in philosophy and the humanities.“
Beispiel 3: Letzte Woche sagte mir ein Kollege, der sonst nicht viel
über Open Access weiß, über APCs: „Wenn der Autor etwas bezahlen muß,
dann ist es doch nicht Open Access.“
Ich hatte immer gedacht, daß Open Access entweder grün oder gold mit
Finanzierung der Zeitschriften durch Fachgesellschaften o.ä. sein muß.
Bis ich gemerkt habe, daß man APCs nicht aus dem Begriff "Open Access"
ausgeschlossen hat und daß die Open-Access-Bewegung nichts gegen APCs
tut. Oder bin ich falsch informiert?
Besten Gruß,
Daniel von Wachter
_______________
Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter, http://von-wachter.de
Direktor, Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum
Liechtenstein
www.iap.li