Am 15.03.2017 um 20:01 schrieb Klaus Graf:
https://archivalia.hypotheses.org/63704 Ich bitte um meinungen.
Sie schreiben: „Wenn Open Access bedeutet, dass man die Geiselhaft der wissenschaftlichen Publikationen mit völlig übertriebenen Ablösesummen aus dem Topf öffentlicher Gelder beendet, läuft etwas gewaltig schief.“ Zustimmung. Ich will das mit einem verwandten Thema verbinden: In meinem Fach, der Philosophie, höre ich oft Ablehnung von Open Access mit APCs (Author Processing Charge), APCs bringen Open Access in Verruf.
Beispiel 1: Die Gesellschaft für Analytische Philosophie schreibt in einer Handreichung für ihre Mitglieder: „Der Sinn einer Open-Access-Publikation – wissenschaftliche Texte allen Interessierten zugänglich zu machen, ohne dass die Leser oder wiederum diejenigen, die bereits die zugrundeliegende Forschung finanziert haben, dafür bezahlen müssen – wird allerdings verfehlt, wenn man einem Verlag oder einer Zeitschrift einen hohen Geldbetrag (zum Beispiel mehrere Tausend Euro) dafür bezahlt, dass der eigene Text open access ver- öffentlicht wird (sog. Gold Open Access). Denn so werden überhöhte Zugangskosten, die die Aufwendungen eines Verlags zuzüglich einer akzeptablen Gewinnmarge zum Teil er- heblich übersteigen, nur entweder von den Lesern auf den Autor verlagert oder aber
wiederum der öffentlichen Hand oder Fördermittelgebern aufgebürdet.“Beispiel 2: Die British Philosophical Association schreibt in einer öffentlichen Stellungnahme zu Open Access:
„The BPA thinks that the gold model would be disastrous forpublishing in philosophy and in other humanities subjects. The gold model is both unfair and threatens academic freedom, and so is inconsistent with the desire of research councils, stated in Paragraph 10, for a policy which can increase the proportion of open access research “in a simple, robust, fair and transparent way.” The policy is unfair because it links the ability to publish philosophical research to the ability of philosophers or their institutions to afford the APCs. This will discriminate against those who are not in the best position to pay, perhaps because they are early-career or retirees, or because their institution will be unable to devote funds to pay APCs. We imagine that many research-active philosophy departments will have little access to funds, given the current financial climate. The policy will be extremely damaging to philosophers in such departments. So whereas on the current system philosophical research is published on merit, the new system will be biased towards
established philosophers at wealthy institutions.In addition, the gold model threatens the freedom of philosophers to publish where and how much they like. Even if universities have funds to pay APCs, these will be limited, and competition between academics for this money means that some will
lose out. …As a result, we think that the gold model will be complicated, unfair, opaque, and anything but robust. We advise the research councils to endorse the green
model for publishing in philosophy and the humanities.“Beispiel 3: Letzte Woche sagte mir ein Kollege, der sonst nicht viel über Open Access weiß, über APCs: „Wenn der Autor etwas bezahlen muß, dann ist es doch nicht Open Access.“
Ich hatte immer gedacht, daß Open Access entweder grün oder gold mit Finanzierung der Zeitschriften durch Fachgesellschaften o.ä. sein muß. Bis ich gemerkt habe, daß man APCs nicht aus dem Begriff "Open Access" ausgeschlossen hat und daß die Open-Access-Bewegung nichts gegen APCs tut. Oder bin ich falsch informiert?
Besten Gruß, Daniel von Wachter _______________ Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter, http://von-wachter.deDirektor, Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein
www.iap.li