Lieber Herr von Wachter,der Kern Ihrer Argumente geht gegen APCs, unter anderem mit der Behauptung, Verlage erbrächten "wenig Mehrwert".
I beg to differ.Es mag natürlich fast durchgehend wahr sein, dass der Wert, zumindest der Aufwand, den Autoren, Gutachter und Herausgeber einbringen größer ist als der den Verlage hinzufügen. Aus der "Innenansicht" sowohl als Herausgebers einer Zeitschrift beim Copernicus-Verlag als auch als Mitglied des Copernicus e.V., weiß ich wie hilfreich z.B. der "editorial support" ist und wie groß der personelle Aufwand z.B. für "copy editing" und "typesetting" sind (s. https://www.copernicus.org/contact_us.html).
Zeitschriften im "Selbstverlag" durch - etwa - Universitäten können diese Leistungen vielleicht kostenmäßig versteckt bzw. durch Selbstausbeutung wiss. Mitarbeiter aufbringen - das erscheint mir aber nicht erstrebenswert und wahrscheinlich auch nicht nachhaltig.
Wie also (ehrliche) Kosten erbringen bzw. einen fairer Preis festsetzen? Das ist übrigens durchaus auch bei Subskriptionen eine Frage: Einige wissenschaftliche Gesellschaften subventionieren sich selbst bzw. ihre Tagungen (AGU) aus Einnahmen der Zeitschriften. So erstrebenswert niedrige Mitgliedsbeiträge und Konferenzgebühren sind - für diejenigen, die gar nicht Mitglied der betreffenden Gesellschaften sind oder sein wollen (ich bin schon Mitglied der EGU!) oder diese Konferenzen gar nicht besuchen können, erscheint das nicht gerade fair! Es ist natürlich mittlerweile lang geübte Praxis, die eigentlich von einer Fakultät zu tragenden Mitgliedschaftskosten auf diese Weise den Bibliotheken "unterzuschieben" - aber ist diese Intransparenz gut?
Eine andere Intransparenz entsteht durch den in manchen Fächern besonders ausgeprägten, durch bibliometrie-basierte Evaluierung befeuerten Publikationswahn, d.h. die immer weiter aufgeblähte Anzahl von Artikeln. Hier werden (neben viel ärgeren Nebenwirkungen) nicht nur die Evaluierungskosten auf das Publikationswesen und damit die Bibliothek verschoben, sondern auch die Abhängigkeit von bestimmten Verlagen (und sogar bestimmten Marken) verschärft.
Und so lande ich bei *meiner* Beschwerde über eine Fehlentwicklung: Der "DEAL" mit Wiley verschweißt das aus meiner Sicht notwendige Übel APCs mit dem "Big Deal"-Trick so, dass die Macht des Verlages zementiert und die Intransparenz multipliziert wird.
beste Grüße, Hans Pfeiffenberger Am 24.04.19 um 13:16 schrieb Daniel von Wachter:
Werte Frau Schobert,hierzu ein Erfahrungsbericht aus der Praxis. Vor einigen Monaten standen wir vor der Aufgabe, einen auf einer Tagung gründenden Sammelband im Bereich Philosophie zu veröffentlichen. Die herkömmliche Veröffentlichung als closed-access Buch wollten wir nicht, da die Verbreitung und das wissenschaftliche Ansehen gering ist. Daher haben wir einige Open-Access-Zeitschriften gefragt, ob sie an einer Veröffentlichung in einem Issue oder einem Sonderheft interessiert wären. Etliche antworteten, daß sie nur einzeln eingereichte Beiträge veröffentlichen. Einige waren aber interessiert. So haben wir die Beiträge in einer Fachzeitschrift mit recht gutem Ranking (SJR und ERIH PLUS) veröffentlichen können:https://www.organonf.com/journal/volume-26-2019-issue-1/Kosten außer unserer Herausgeberarbeit: 0 €. Die Zeitschrift hat keine APCs. APCs haben sich in der Philosophie nicht etabliert. Vgl. z.B. die Erklärungen der British Philosophical Association: https://www.bpa.ac.uk/uploads/2013/BPA%20Response%20to%20HEFCE%20on%20Open%20Access.pdf https://www.bpa.ac.uk/uploads/2013/BPA%20Position%20Paper%20on%20Open%20Access.pdf Ich sehe bei APCs auch, wie bei den herkömmlichen Druckkostenzuschüssen, das Problem, daß der Preis durch die von den staatlichen Förderinstitutionen angebotenen Finanzierungen verdorben wird. Das Problem der explodierenden Zeitschriftenpreise hätte durch OA gelöst werden können, wenn die OA-Bewegung sich nicht auf APCs eingelassen hätte.Sammelbände bei einem Verlag anstatt bei einer Fachzeitschrift könnte ich mir in meinem Fach zwar vorstellen, aber das wissenschaftliche Renommee und vielleicht auch die Bewertung bei Evaluierungen wird ähnlich niedrig wie bei closed-access Sammelbänden sein. Der Verlag erzeugt wenig Mehrwert.Freundliche Grüße aus Liechtenstein, Daniel von Wachter _______________ Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter, http://von-wachter.deDirektor, Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtensteinwww.iap.li Am 24.04.19 um 12:33 schrieb Schobert, Dagmar:Liebe Kolleginnen und Kollegen,die Förderung von Open-Access-Büchern bedarf anderer Überlegungen als die inzwischen weitgehend etablierte Förderung von Aufsätzen in Open-Access-Zeitschriften: Monografien/Sammelbände sind in ihren Erscheinungsformen sehr heterogen und selten vergleichbar. Die Kosten für die von den Verlagen erbrachten Services werden sehr unterschiedlich kalkuliert. Es gilt, Open Access für Monografien und Sammelbände zu fördern und dabei die Vielfalt der Landschaft der kleinen und mittelständischen Wissenschaftsverlage möglichst zu erhalten.Um mehr über die Haltung der Verlage zu Open Access zu erfahren, starten wir auf dem Open-Access-Blog der Universitätsbibliothek der TU Berlin eine Interviewreihe mit Vertreter*innen unterschiedlicher Wissenschaftsverlage. Wir freuen uns sehr, dass Barbara Budrich vom gleichnamigen Verlag (https://budrich.de/) die Reihe eröffnet und unsere Fragen beantwortet hat: https://blogs.ub.tu-berlin.de/openaccess/2019/04/fuenf-fragen-an-barbara-budrich/Beste Grüße Dagmar Schobert_______________________________________________ ipoa-forum mailing list ipoa-forum@lists.fu-berlin.de https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum Liste verlassen: https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum#options .
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