Liebe Leser, am Sonntag verbreitete Herr Graf über diese Liste einen Hinweis auf einen von ihm verfassten Bericht über seine Erfahrungen mit dem eDoc-Server, dem zentralen elektronischen Archiv der Max-Planck-Gesellschaft. Als Open Access Beauftragter der Max-Planck-Gesellschaft möchte ich diesen Bericht kurz kommentieren. Die Lücken in der Zugänglichkeit zu den Texten vieler in eDoc dokumentierten Veröffentlichungen von Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft, über die Herr Graf berichtet, bestehen, sind uns bekannt und werden auf einschlägigen Konferenzen durch uns regelmäßig thematisiert. Es gibt aber auch Positives zu berichten. Der Gruppe von Max-Planck-Instituten mit wenigen oder keinen frei zugänglichen Texten stehen die mit einer großen Anzahl frei zugänglicher Texte gegenüber, beispielsweise: - MPI für Gravitationsphysik: 1041 Texte - Fritz-Haber-Institut: 992 Texte - MPI für Physik: 961 Texte Durchschnittlich werden über den eDoc-Server monatlich 140 Veröffentlichungen neu kostenfrei zugänglich gemacht. Eine Reihe von Instituten veröffentlichen Arbeiten ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter über institutseigene Websites. Die Übertragung dieser Texte in den eDoc Server wird derzeit verbessert. Innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft wird über den Grünen und Goldenen Weg an der Realisierung eines kostenfreien Zugangs zu unseren Forschungsergebnissen gearbeitet. Um sich in die Lage zu versetzen, mit OA-Zeitschriften zentrale Article-Charge-Agreements vereinbaren zu können, wurden Teile der dezentralen Budgets der Bibliotheken zentralisiert. Jetzt beginnt die Phase der Verhandlungen mit den Verlagen. Besondere Beachtung verdient hier das Projekt "Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics" (SCOAP³) Durch eine Umstellung der wichtigsten Zeitschriften für die Hochenergiephysik auf ein nachhaltiges Open Access Geschäftsmodell, dessen Finanzierung durch ein globales Konsortium von Forschungsinstitutionen sicher gestellt wird, soll SCOAP³ mehrere Ziele realisieren: 1. Zusätzlich zu den Preprints von Artikeln zur Hochenergiephysik, die über institutionelle Repositorien bereits jetzt zugänglich sind, sollen auch die Publisher's Versions kostenfrei zugänglich werden. 2. Die Finanzierung der Peer Review einschließlich der gesamten editorischen Arbeit sollen durch pauschalisierte Article Charges finanziert werden. Dieser Verzicht auf individuelle Article Charges stellt die Unabhängigkeit des Peer Review Prozesses sicher. 3. Die Kanalisierung der Finanzierung über ein Konsortium eröffnet Verhandlungsspielräume über die eine Absenkung der derzeit über Abonnementzahlungen aufzubringenden Finanzierungskosten erreicht werden soll. 4. Gleichzeitig ermöglicht die Finanzierung über ein Konsortium eine an der finanziellen Leistungsfähigkeit der Konsortialpartner orientierte Verteilung der Lasten. Das angestrebte Gesamtresultat des Projektes ist die Entwicklung eines langfristig tragfähigen Geschäftsmodels, das die Verbesserung der Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Ergebnisse mit gleichzeitiger Kostenkontrolle und der Gewährleistung der Unabhängigkeit des Peer Review Prozesses kombiniert. Zur Behebung der technischen Defizite des eDoc Servers wird bereits an der Installation neuer Hardware gearbeitet und ab dem kommenden Jahr werden einzelne MPIs die an der Max Planck Digital Library entwickelte nächste Softwaregeneration für den Betrieb des zentralen elektronischen Archivs der Max-Planck-Gesellschaft schrittweise einführen. Damit werden auch neue Open-Access-Funktionalitäten implementiert werden, z.B.: - genormte Vermerke zum Textstadium (pre/post print publisher?s version) - Datenfelder für Informationen über den Copyright-Status und Nutzungslizenzen Diese Informationen verdeutlichen, dass die Max-Planck-Gesellschaft bezüglich Open Access auf Kurs ist, wenn auch das Ziel noch lange nicht erreicht ist. Mit freundlichen Grüßen Christoph Bruch ________________________________________ Dr. Christoph Bruch Head of Open Access Max Planck Digital Library (MPDL) Amalienstrasse 33 80799 Munich, Germany http://www.mpdl.mpg.de E-Mail: bruch@mpdl.mpg.de Phone: +49-89-38602-242 Fax: +49-89-38602-280