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[IP-OA_Forum] INFO: Neues Urheberrecht: Deutschen Forschern blüht Zukunft mit Fax und Papierkopien

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  • Subject: [IP-OA_Forum] INFO: Neues Urheberrecht: Deutschen Forschern blüht Zukunft mit Fax und Papierkopien

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,492954,00.html

06. Juli 2007

NEUES URHEBERRECHT
Deutschen Forschern blüht Zukunft mit Fax und Papierkopien

Von Holger Dambeck

"Fit fürs digitale Zeitalter", lobt Justizministerin Zypries -
"Rückschritt", wettern Forscher und Bibliothekare. Die jetzt verabschiedete
Urheberrechtsreform dürfte den Zugang zu Fachliteratur schlagartig
umständlicher machen und erheblich verteuern.

"Der Zugang zu Zeitschriftenartikeln verschlechtert sich", sagte Wolfgang
Zick, Leiter der Universitätsbibliothek der TU Berlin, im Gespräch mit
SPIEGEL ONLINE. "Es wird teurer, unpraktikabler und langsamer." Die Reform
des Urheberrechts sei verlagsfreundlich - wissenschaftsfreundlich hingegen
nicht. Jürgen Bunzel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sagte,
das Gesetz erschwere Forschung und die Nutzung von Forschungsergebnissen in
Deutschland, "da es die Nutzungsbedingungen verschärft und künstliche
Barrieren aufbaut".

Bibliothek der Freien Universität Berlin: "Es wird teurer - so viel ist
sicher"
Während das gestern vom Bundestag beschlossene neue Urheberrechtsgesetz an
Deutschlands Hochschulen verdammt wird, hält man es im Berliner
Justizministerium naturgemäß für eine gelungene Sache. Die Novelle mache das
Urheberrecht "fit für das digitale Zeitalter", sagte Ministerin Brigitte
Zypries (SPD).

Für deutsche Wissenschaftler könnte es ein trübes Zeitalter sein: Denn der
schnelle Zugriff auf neue Fachartikel ist für Forscher täglich Brot und
unabdingbar, um fachlich auf dem Laufenden zu bleiben. Ihnen drohen nun eine
Renaissance von Fax und altbackenen Papierkopien sowie digitalen
Warteschlangen.

Denn in den wissenschaftlichen Bibliotheken gibt es ernsthafte Zweifel, ob
Zypries' Prognose tatsächlich stimmt. Viele Institute und Hochschulen
mussten in der Vergangenheit immer mehr Abonnements von Fachzeitschriften
kündigen, weil die Preise gestiegen und ihre eigenen Etats geschrumpft
waren. Die Forscher kamen jedoch weiterhin an alle gesuchten Artikel - zwar
nicht über die Bibliothek ihres eigenen Instituts, aber über die einer
anderen Hochschule. Mit Diensten wie Subito ließen sie sich die Aufsätze per
E-Mail zukommen - zu moderaten Preisen von einigen Euro.

Fachartikel "erheblich teurer als bisher"

Damit ist nun aber bald Schluss: "Die Lieferung per E-Mail wird stark
eingeschränkt", sagte Zick. "Es wird teurer - so viel ist sicher." Subito
werde Artikel nicht mehr elektronisch verschicken können, sondern nur noch
in Papierform, sagte Herbert Kristen, stellvertretender Leiter der
Universitätsbibliothek Karlsruhe. "Das ist ein Rückschritt", lautet sein
Fazit zur Urheberrechtsreform.

Erschwerend kommt hinzu, dass Artikel nur dann kopiert und verschickt werden
dürfen, wenn der Fachzeitschriftenverlag selbst keinen Einzelversand
anbietet, etwa in elektronischer Form über seine Webseite - was mittlerweile
praktisch alle Verlagshäuser tun. "Subito liefert für drei bis vier Euro,
Verlage verlangen teilweise 35 Euro pro PDF-Dokument", sagte Zick von der FU
Berlin.

"Es gibt auch Verlage, die den Versand ihrer Artikel grundsätzlich verbieten
und diese stattdessen ausschließlich über ihre eigene Webseite anbieten
wollen", erklärte sein Karlsruher Kollege Kristen im Gespräch mit SPIEGEL
ONLINE. "Das wird dann erheblich teurer als bisher", fürchtet auch er. Die
Grünen-Politikern Grietje Bettin kritisierte dieses sogenannte
Verlagsprivileg: "Das verhindert Innovation", sagte sie im Interview mit
SPIEGEL ONLINE (mehr...).

Bibliotheken können die Folgen des neuen Gesetzes nur umgehen, indem sie
direkte Vereinbarungen mit Verlagen über die Nutzung der Publikationen
abschließen, wie dies heute oft schon geschieht. "Bei Zeitschriften gab es
bisher häufig sogenannte Campuslizenzen", sagte Kristen. "Wir haben eine
Zeitschrift abonniert und unbegrenzt viele Leser durften online darauf
zugreifen. Teilweise musste dafür ein Aufschlag gezahlt werden, teilweise
nicht."

Absurdes Veröffentlichungsprozedere

Welch absurde Konsequenzen die Urheberrechtsnovelle im Einzelfall haben
kann, zeigt das Beispiel digitale Buchkopien. Bibliotheken fertigen diese
mitunter selbst an, um Bücher auch digital ausleihen zu können, oder nutzen
PDF-Dateien, die ihnen die Verlage zur Verfügung stellen. Das neue Gesetz
sieht vor, dass digitale Buchkopien nur innerhalb der Bibliothek an speziell
dafür vorgesehenen Terminals gezeigt werden dürfen. "Wir wollten, dass
dieser Passus in 'innerhalb der Bildungseinrichtung' geändert wird", sagte
Zick, Chef der TU-Bibliothek in Berlin. "Wir konnten uns damit im
Justizministerium aber nicht durchsetzen."

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191 Beiträge
Neuester: Gestern 21:41 Uhr
von Klaus Steigdorf
Ein Mitarbeiter der TU Berlin, der in Dahlem sitzt, müsse nun in die
Zentralbibliothek am Bahnhof Zoo fahren, um das Buch an einem Monitor zu
lesen. "Technisch wäre es kein Problem, auf das Buch vom Computer in seinem
Büro aus zuzugreifen", sagte Zick, doch das verbiete das neue Gesetz. "Das
ist eine absurde Regelung."

Absurd sind jedoch nicht nur solche Details, sondern auch das gesamte
Veröffentlichungsprozedere in der Wissenschaft. Forscher gewinnen, in der
Regel finanziert mit staatlichen Geldern, neue Erkenntnisse. Sie schreiben
einen Artikel darüber für eine Fachzeitschrift und müssen teilweise für die
Veröffentlichung sogar Zuschüsse an das Blatt zahlen, das ihre eigene
Institutsbibliothek anschließend für teures Geld abonniert. Die inhaltliche
Prüfung der Texte (Peer review) übernimmt nicht etwa der Verlag - auch hier
kommen meist staatlich alimentierte Wissenschaftler zum Zug. Das Entstehen
des Artikels wird also staatlich subventioniert, doch die Unibibliotheken
müssen die Zeitschriften, in der ihre eigene Arbeit steckt, für viel Geld
von den Verlagen wieder zurückkaufen (mehr...).

Ein Ausweg aus dieser paradoxen Situation könnten Open-Access-Magazine sein,
die frei im Internet zugänglich sind (mehr...). Es gibt immer mehr davon,
teilweise auch solche mit Peer review, doch nach wie vor dominieren
kommerzielle Verlage den Wissenschaftsbetrieb. Zick glaubt, dass sich daran
so schnell nichts ändern wird: "Open Access Magazine sind technisch kein
Problem, aber Wissenschaftler sind darauf angewiesen, in renommierten
Magazinen wie 'Science' oder 'Nature' zu veröffentlichen."





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