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[IP-OA_Forum] Open-Choice-Vorschlag und OA-Kostenstrategie

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  • From: Wolfgang Binder <wolfgang.binder@uni-bielefeld.de>
  • To: ipoa_forum@lists.spline.inf.fu-berlin.de
  • Date: Mon, 22 Oct 2007 12:27:07 +0200
  • Priority: normal
  • Reply-to: wolfgang.binder@uni-bielefeld.de, Expertenforum für die Informationsplattform Open Access (http://open-access.net/) <ipoa_forum@lists.spline.inf.fu-berlin.de>
  • Subject: [IP-OA_Forum] Open-Choice-Vorschlag und OA-Kostenstrategie

[ca. 2 Seiten]

Liebe Listenteilnehmer,

wie in den News am 5.10.2007 zu lesen war, hat die Universitaet Goettingen mit Springer eine Vereinbarung getroffen, nach der die Artikel von Wissenschaftlern der Georg-August-Universitaet Goettingen im Internet automatisch ueber Springer Open Choice publiziert werden. Deren Lektuere in der vergangenen Woche ist fuer mich der Anlass, eine noch frische Idee, die in Bezug auf Konsortialvertraege eine aehnliche Zielsetzung verfolgt, vorzustellen und mit einigen aktuellen Statements zu versehen.

Die Ausgangslage:
Der gruene Weg bleibt weiterhin beschwerlich, nachdem die EU durch Intervention der Verlags-Lobby in der "Communication" vom 15. Februar nicht dem (eigenen) Vorschlag A1 des EC Report 2006 fuer ein "OA Mandate" fuer oeffentlich gefoerderte Forschung folgen mochte. Von den Verlagen sind bezueglich der Selbstarchivierung von Postprints eher Schwierigkeiten und Rueckzieher als weitere Zugestaendnisse zu erwarten. (Elsevier laesst sich zum Beispiel die Freigabe nicht editierter(!) Postprints des HHMI (Howard Hughes Medical Institute) nach einer Embargofrist von sechs Monaten teuer - mit Preisen zwischen $1000 und $1500 pro Artikel - bezahlen [Richard Poynder: Open Access, p. 22-23 - http://dialspace.dial.pipex.com/town/parade/df04/The_War_in_Europe.pdf ])
Auf der Golden Road ging es bisher zwar schneller voran, doch bei BioMed Central und PLoS hat das Wachstum nach dem Ausstieg der Yale University bei BioMed Central erneut einen Daempfer erfahren, und die Etablierung neuer, qualitativ anspruchsvoller OA-Zeitschriften braucht nun mal eine gewisse Zeit. Andrerseits sind die fuer ein qualitativ hochwertiges Publizieren notwendigen Infrastrukturen bei den traditionellen Zeitschriftenverlagen bereits vorhanden. Was liegt also naeher, als die hybride Variante des goldenen Weges (Subskriptionszeitschriften mit Open-Choice-Option) auszubauen und einzubeziehen.

Der Vorschlag:
Die Bibliotheken des Bibliotheksverbundes/ des Bundeslandes X vereinbaren mit dem Zeitschriftenverlag Y einen laengerfristigen Konsortialvertrag mit nachstehendem Inhalt:
Fuer die laengerfristige Vertragsbindung erhalten die beteiligten Bibliotheken/ Universitaeten anstelle des bisher ueblichen Zugriffs auf die uebrigen im Konsortium gehaltenen Zeitschriften folgende Gegenleistung: Die Artikel der Wissenschaftler der beteiligten Universitaeten, die waehrend der Vertragsdauer in Zeitschriften des Verlags publiziert werden, werden dort ohne Zusatzkosten "Open Choice" publiziert und duerfen zusaetzlich in den Repositorien der beteiligten Institutionen gespeichert werden.
Die Bibliotheken sollten in Verhandlungen im Notfall eher quantitative Begrenzungen bei Open Choice hinnehmen als Aufschlaege auf den Gesamtpreis der abonnierten Zeitschriften akzeptieren (s. Kommentare).

Kommentare:
Wenn Bibliotheken und Universitaeten Open Access wirklich wollen, muesste der Tausch der Verlagsleistung ihnen dieses wert sein. Der Vorschlag konkurriert finanziell nicht mit anderen Projekten der Realisierung von Open Access. Er dient nicht zuletzt im Sinne von Open Access der Verbesserung der Forschung und der Steigerung des Renommees, da die Sichtbarkeit und Beachtung der eigenen Publikationen erhoeht wird.

Diese Loesung ist wie nur wenige andere ohne Zusatzkosten realisierbar und kann insoweit auch auf eine hohe Akzeptanz auf wissenschaftlicher Seite rechnen, als keine direkte Einschraenkung der Literaturversorgung (durch Stornierungen) damit verbunden ist. Wollte man auch den bisherigen Hauptvorteil der Konsortialvertraege - einen erweiterten Zugriff - haben, muesste man vermutlich zuzahlen. Mehrkosten deckende Zuzahlungen fuer Open Access  -  aus Finanzierungsfonds (von BioMed Central als Finanzierungsinstrument beworben), aus Mitteln der Fakultaeten bzw. Institute oder aus Foerdermitteln - sind aber das, was unter allen Umstaenden vermieden werden muss, da dadurch Erfolg und Nachhaltigkeit der Open-Access- Strategie verdorben werden: Man loest (vordergruendig) das Access Problem, indem man das Affordability Problem (bezogen auf die Gesamtinstitution bzw. das Gesamtsystem) verschaerft! Oder etwas salopp formuliert: Der freie Zugang ist nur die halbe Miete, wenn Information dadurch teurer wird.

Anmerkung:
Mit der Uebernahme oder Verbreitung der eingaengigen These "Publikationskosten sind Forschungskosten" erweisen viele OA- Anhaenger in guter Absicht der Wissenschaft und letztlich auch der Open-Access-Bewegung einen schlechten Dienst: Als Folge werden zusaetzliche Mittel aus Forschungsetas in das Publikationssystem eingespeist. Selbst wenn dann die Etats der Bibliotheken gekuerzt werden, werden die Verlage unter dem Strich einiges mehr an Einnahmen in ihrem Saeckel haben. Diese spekulieren bereits auf das lukrative Zusatzgeschaeft durch zusaetzliche Einnahmequellen. Hierzu Jean-Claude Guedon: "I remember too well the satisfied laughter of Derk Haank in Frankfurt, over a year ago, when he announced with a visible degree of glee that he enjoyed seeing new revenue streams coming out of the granting agencies. He was thinking about "Open Choice" then..."
[ http://www.library.yale.edu/~llicense/ListArchives/0703/msg00091.html ]
Oekonomisch sinnvoll weil kostenneutral ist nur die Finanzierung saemtlicher Publikationsgebuehren (egal ob fuer "OA pur" oder "hybrid") aus den fuer die Zeitschriftenfinanzierung vorgehaltenen Mitteln, die ueblicherweise im Bibliotheksetat angesiedelt sind.

Die Theorie hierzu (zu den Kosten von Open Access):
Da sich an den Kosten fuer die Verlage praktisch nichts aendert, darf das Publikationssystem nach partieller oder vollstaendiger Migration zu Open Access insgesamt nicht teurer werden. Einnahmeverluste aus Subskriptionen "externer" Kunden (Firmen, Privatpersonen etc. ) koennen erst an das Wissenschaftssystem weitergereicht werden, wenn sie tatsaechlich eintreten. Bei hybriden Zeitschriften ist dies erst in einer spaeten Phase der Fall (wenn die Subskriptionspreise sinken).

Frage / Einwand:
Handelt es sich um einen Ad-hoc-Vorschlag oder ist er Teil einer langfristigen Strategie?
Es geht bei dem pragmatischen Ansatz darum, den Anteil der Open- Choice-Artikel erst einmal hochzufahren (wobei auf Nachahmer-Effekte gesetzt wird). Ist eine bestimmte Quote von Open-Choice-Artikeln, z.B. 20%, erreicht, werden die Subskribenden nur noch fuer die Nicht-Open-Access-Artikel zahlen wollen, und die Verlage werden genoetigt sein, die Subskriptionspreise zu senken. Damit besteht die Moeglichkeit, die Publikationsgebuehren auch direkt zu bezahlen und so die Kostentransparenz zu verbesssern. Ebenso verbessern sich die Optionsmoeglichkeiten fuer andere Finanzierungsmodelle.




Wolfgang Binder
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