Lieber Christian Gutknecht, liebe Liste, Am 01.11.2010 13:30, schrieb Christian Gutknecht: > Wäre das nicht auch bereits ein Fortschritt? Gibt es denn > bereits einen traditionell anerkannten geisteswissenschaftlicher > Verlag der wegen der Open Access-Förderpolitik von DFG oder FWF > auf ein Autorengebühren finanziertes Geschäftsmodell umsattelt > (exkl. Springeropen)? Ich habe leider bislang noch keine > nennenswerte Veränderung bemerkt. Da ist der Studienverlag, mit > den FWF-geförderten Büchern gerade ein erfrischend positives > Beispiel (z.B: > http://www.studienverlag.at/titel.php3?TITNR=4853) aber nur ein Beispiel für traditionell orientierte Onlineveröffentlichungen, nicht für Open Access. Schließlich steht das Buch nicht unter einer freien Lizenz, sondern es ist beinahe jede denkbare Nutzung ausgeschlossen: > Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner > Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) > ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter > Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder > verbreitet werden. Natürlich gibt es einen Nutzen über das gedruckte Buch hinaus, insbesondere durch Durchsuchbarkeit und kostenlosen Zugang, aber Open Access ist dies eben nicht. Und es wäre doch schön, wenn Fördergelder dazu genutzt würden, freie wissenschaftliche Werke zu stärken und neue Nutzungs- und Bearbeitungsarten zu fördern, statt sie zu verhindern. Und dazu, wissenschaftliche Urheberinnen und Urheber zu stärken, statt Verlagsmodelle zu fördern, die nach wie vor auf umfassender Abtretung von Nutzungsrechten basieren. Deshalb ist es m.E. wichtig, im Kontext von Open-Access-Förderprogrammen darauf zu achten, dass a) tatsächlich frei nutzbare Werke gefördert werden und b) das Nachdenken über neue/gute Möglichkeiten der nachhaltigen Finanzierung wissenschaftlicher Publikationen und Publikationseinrichtungen gefördert wird - nicht zwangsläufig gegen Verlage und ihre Geschäftsmodelle, aber eben auch nicht ohne Not für eine Orientierung an traditionellen Modellen. Denn das Verhältnis zwischen Autor/innen, Zeitschriftenherausgeber/innen und ggf. Verlagen wird sich in jedem Fall weiter verändern, und dabei wird es darauf ankommen, wer welche Leistungen zu welchen Bedingungen beisteuern kann. Wenn mit ein wenig technischer und organisatorischer Unterstützung Selbstverlag-Modelle funktionieren (vgl. die Mail von Florian Grandel), dann kann das für viele Projekte eine gute Lösung sein. Wenn Verlage mit ihrem Know-How ein Projekt optimieren können (und dabei freie Lizenzen nutzen, wie es beispielsweise bei Springer der Fall ist), dann kann dies ebenfalls ein gutes Modell sein. Die Diskussion darüber sollte transparent geführt werden. Denn sicher ist, um an das ursprüngliche Interesse dieses Threads anzuknüpfen, die Zahl von Verlagen, die auf Open Access setzen, bisher begrenzt - aber dort, wo ein reines Online-Stellen von Autor/innen oder Förderorganisation bezahlt werden soll, ohne dass es allgemeine Nutzungsrechte gibt, sollte auch Kritik geäußert werden, damit die Entwicklung in die richtige Richtung laufen kann. Beste Grüße Marco Tullney -- Marco Tullney Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung Freie Universität Berlin http://userpage.fu-berlin.de/~tullney _______________________________________________ Ipoa_forum mailing list Ipoa_forum@lists.spline.inf.fu-berlin.de https://lists.spline.inf.fu-berlin.de/mailman/listinfo/ipoa_forum