Hallo Herr Putnings, Andreas, und Alle,
ich muss mich zunächst natürlich dafür entschuldigen, dass ich das "einfangen" von Forschungsdaten überinterpretiert und den Verweis auf CRIS (nicht: inst. Repository) dann überlesen habe.
Zunächst eine Disclosure über meinem Verhältnis zu CRISs:
Ein CRIS in den Händen der Leitung einer Institution *kann*,
verantwortungsvoll genutzt, natürlich sehr hilfreich sein, z.B. um
langfristige oder auch kurzfristige Entwicklungen zu erkennen.
Dabei ist es dann aber *unumgänglich*, dass die (Meta-)Daten
vollständig und von hoher Qualität sind (s.u.).
CRISs in den Händen von Erbsenzählern, d.h. von Leuten, die
einzelne Wissenschaftler:innen oder Institutionen/deren
Abteilungen beurteilen wollen ohne die geringste Ahnung von der
Sache (der Disziplin, der Historie einer Person/Institution) zu
haben, sind gefährlich für die Wissenschaft. Siehe
Stellungnahme der DFG zur "Replizierbarkeit von
Forschungsergebnissen", 2017.
https://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/geschaeftsstelle/publikationen/stellungnahmen_papiere/2017/170425_stellungnahme_replizierbarkeit_forschungsergebnisse_de.pdf
Nach allerlei "Ausreden", steht auf S.4:
"Neben individuellem Fehlverhalten gibt es für das Qualitätsproblem von Forschung allerdings auch strukturelle Gründe. Das mittlerweile in der Wissenschaft erreichte Gewicht von quantitativ parametrisierenden Steuerungs-, Bewertungs- und Gratifikationssystemen ..."
Dies vorausgeschickt, kann ich aus meiner (unserer) Erfahrung an meinem früheren Institut, wo wir etwas CRIS-artiges schon vor 10, 20 Jahren versucht haben, bestätigen, dass Organisationen etwas dynamisches und komplexes sind - bestimmt bei einer reinen Forschungs-(und Forschungsinfrastruktur-)Organisation.
- Mergers and Acquisitions: Z.B. hat das AWI irgendwann die
frühere "Bundesanstalt Helgoland" (BAH) übernommen und als zwei
neue Sektionen fortgeführt, eine potentielle dritte geschlossen,
und das Personal ist natürlich in gewissem Umfang zwischen alten
und neuen Sektionen diffundiert. Selbstverständlich hat es
Namensänderungen gegeben. (und viele "BAHler" wussten lange nicht
wie ihre Institution jetzt heißt, oder wollten es nicht wissen;
mir ROR wäre das wahrschinlich auch passiert, denn die RORid einer
geschluckten Institution wird ja wohl weder gelöscht noch
"automatisch" zu einem Kind mutiert, das wäre sachlich, s.
Schließung, ja auch falsch)
- Im Rahmen der programmorientierten Förderung der Helmholtz-Gemeinschaft hat sich das AWI eine Art Matrix-Struktur zugelegt, mit Einheiten, die den interdisziplinären Topics des Forschungsprogramms zugeordnet sind und "senkrecht" dazu die disziplinären Sektionen (wobei die Topics und die Sektionen recht unterschiedliche Lebensdauern haben). Es wurde lange diskutiert, ob einzelne Ergebnisse nur einer oder mehreren Sektionen bzw. Topics zugeordnet werden dürfen, ob Ergebnisse, die eigentlich in einem früheren Forschungsprogramm erarbeitet worden waren, einem neuen Topic zugeordnet werden dürfen, ....
- darüber hinaus gibt es Nachwuchsgruppen, die nicht einer
Sektion sondern den diesen übergeordneten Fachbereichen zugeordnet
sind.
- das AWI hat sich auch eine "Helmholtz-Institut" (für
Funktionelle Marine Biodiversität) an der Uni Oldenburg zugelegt.
Da kam (und kommt wahrscheinlich immer noch) eine duale
Affiliation der Personen deutlich zum tragen ... da müsste ein
Datensatz dann wohl in beiden CRISes registriert werden.
Je nach Juniorität werden publizierende Forscher (die z.B. nur
ein paar Jahre für ein (Drittmittel-)Projekt eingestellt werden)
kaum wissen, welche Affiliations sie angeben sollen und
institutionsübergreifende Repositories oder Indexing-Authorities
werden keine "Lust" haben, diesen Veränderungen und feinsten
Granularitäten zu folgen. Sofern die Zuordnung aber nur auf der
Ebene von CRISes erfolgt und diese zur Evaluierung herangezogen
werden, besteht natürlich die "Gefahr", dass die Zuordnung eher
etwas mit Einfluss oder Awareness oder Loyalität einzelner
Personen als mit Wissenschaft (oder "objektiv" beurteilter
Provenienz) zu tun hat.
beste Grüße,
Hans (Pfeiffenberger)
Hallo Hans, Hallo Herr Putnings,
einsammeln (also wie früher Papier sammeln jetzt eben Dateien) ist wirklich nicht sinnvoll, aber ein Nachweis in einer Datenbank mit etwas zusätzlichen Daten (die man sonst nur intern hat) kann Mehrwert bringen.
Der sollte aber deutlich sein, sonst ist das wirklich wieder eine weitere Maßnahme im Konzert der Berichte und Erbsenzähler. Davon haben wir schon viel zu viele.
Im HZB weisen wir die Datenpublikationen in unserem internen Literatursystem nach und ergänzen Metadaten dazu aus unserem Zusammenhang (z.B. Publikationen aus dem Hause), auch wenn die Speicherorte extern sind.
Danke,
Andreas Tomiak
-- Hans Pfeiffenberger https://www.awi.de/en/about-us/organisation/staff/single-view/hans-pfeiffenberger.html