Hallo IP-OA Forum, > Wenn man hohe Autorengebühren einführen möchte, muß man die Zeitschrift > einem Verlag übergeben, der wird bestimmt Wege finden, Geld aus der DFG > zu saugen. Ich möchte in dem Zusammenhang auf eine Studie verweisen, die zeigt, dass das Modell "Wissenschaftler/in als Herausgeber/in" einen massiven Trend und eine zunehmend attraktive Alternative zum kommerziellen Verlag darstellt: Edgar, Brian D., & Willinsky, John. (2010). A Survey of the Scholarly Journals Using Open Journal Systems. Scholarly and Research Communication, 1(2): 020105, 22 pp. URL: <http://journals.sfu.ca/src/index.php/src/article/view/24/41> Im Schnitt weisen demnach selbstverlegte Zeitschriften weitgehend dasselbe Reputationsprofil (Impact-Metriken, "Hits", etc.) auf wie in kommerziellen Verlagen erscheinende OA-Zeitschriften, allerdings mit unserer Erfahrung nach meist drastisch niedrigeren Gebühren für die Autor/innen bzw. Förderinstitutionen und assoziierten Forschungseinrichtungen. Manchmal wird argumentiert, dass die geringeren Gebühren durch Querfinanzierung der verlegenden Forschungseinrichtung zustande kommen, also aus gesamtgesellschaftlicher Sicht keine echten Ersparnisse darstellten (z.B. Bezüge der verlegenden Wissenschaftler/innen, techn. Infrastruktur öffentlich finanzierter Bibliotheken, etc.). Obwohl dies teilweise zutrifft, gibt es darüber hinaus gute Gründe für insgesamt erheblich reduzierte gesamtgesellschaftliche Kosten im "Selbstverlag": - Kalkulation von Gebühren zu Selbstkosten ohne Einbezug einer Gewinnmarge - Kostenersparnisse durch den Einsatz von Open Source Standardsoftware statt kommerzieller Software - Kostenersparnisse durch Disintermediation und dadurch erheblich effizientere Verlagsprozesse - zusätzliche und/oder effizientere (Nach-)Nutzung öffentlich finanzierter Ressourcen Außerdem sind Wissenschaftler/innen als Herausgeber/innen oft bereit unentgeltlich verlegerische Eigenleistungen zu erbringen, die beim Verlag berechnet würden, da sie erhebliche nichtmonetäre Gegenleistungen erhalten, z.B. zusätzliche Reputation und Karrierechancen, zusätzliche Vertriebskanäle, mehr Einfluss auf das verlegerische Konzept, etc. Es stellt sich daher die Frage, weshalb das Modell "Selbstverlag" sich nicht schon früher stärker etabliert hat. Unserer Meinung nach ist der wichtigste Grund, dass Wissenschaftler/innen erst seit wenigen Jahren die technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen: insbesondere der Vertriebsweg "Internet" und kostenlose und einfach zu bedienende Open Source Software. Herzliche Grüße, Florian Grandel -- Florian Grandel System Developer Public Knowledge Project (PKP) http://pkp.sfu.ca/people#fg Skype: fgrandel Email: jerico.dev@gmail.com Tel: +55 (62) 3371-3143 Disclaimer: Prof. Willinsky ist wiss. Leiter des PKP-Projekts, dem auch ich angehöre. Das PKP setzt sich allgemein für effizientere Wissenschaftskommunikation ein und stellt dafür u.a. Open Source Software für den Selbstverlag von wiss. Zeitschriften zur Verfügung. Das PKP finanziert sich derzeit weitgehend aus öffentlichen Mitteln des Staates Kanada. _______________________________________________ Ipoa_forum mailing list Ipoa_forum@lists.spline.inf.fu-berlin.de https://lists.spline.inf.fu-berlin.de/mailman/listinfo/ipoa_forum