Lieber Herr Schubert, liebe Kolleg_innen vielen Dank für Ihre Mail und die Nachfrage. Auch wenn der Druckkosten-Zuschuss etwas anachronistisch wirkt, ist er immer noch elementarer Bestandteil der Kalkulation für die Herstellung eines Buches - wenn dann jetzt auch immer häufiger unter dem Namen Autor_innenzuschuss bzw. Autor_innenbeitrag. Dieser dient dazu, das finanzielle Risiko eines Verlages bei der Annahme eines Buchprojektes abschätzbar zu machen und ist Teil der Kalkulation, vor allem bei Titeln, die nur in geringer Stückzahl verkauft werden. Das gilt selbstverständlich auch für die eBook-Variante. Schließlich muss die investierte Arbeit wie Satz, Korrektorat etc. auch bei einer elektronischen Variante finanziert werden. Die Finanzierung für ein wissenschaftliches Buch besteht in der Regel aus den beiden Komponenten Autor_innenbeitrag und Erwerbung durch Bibliotheken, während double-dipping unrechtmäßige zusätzliche Einnahmen bedeutet. Bei hybriden Zeitschriften reichen z. B. die durch Subskriptionen eingenommen Gelder für die Finanzierung aus und die APC-Einnahmen durch den Freikauf einzelner Artikel stellen dann eine zusätzliche Einnahmequelle dar, weil die Subskriptionskosten ja nicht anteilmäßig gesenkt werden (wie z.B. Bernhard Mittermaier schon vor ein paar Jahren festgestellt hat: https://doi.org/10.11588/ip.2015.1.18274). Double Dipping bei Büchern würde bedeuten, dass die Einnahmen aus dem Verkauf eines Buches völlig ausreichen würden und der Autor_innenebeitrag eine zusätzliche Einnahmequelle darstellt. Das tun sie eben für einen großen Teil der geistes- und sozialwissenschaftlichen Bücher nicht. Daher muss man den Autor_innenbeitrag und die Finanzierung durch die Bibliotheken eher als verteilte Finanzierungslast ansehen. Das ermöglicht dafür auch Buchpublikationen, die sonst aufgrund des Aufwandes und der geringen Verkaufszahlen keine Chance hätten. Die Diskussion darüber beim Workshop entspann sich, weil den Kolleg_innen aus dem eher naturwissenschaftlichen Kontext nicht bekannt war, dass es im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich normal ist, dass sich die Autor_innen und die Bibliotheken die Finanzierung eines Buches teilen. Und für die Open-Access-Buchprojekte gilt das gleiche: Der Betrag aus dem Crowdfunding deckt nicht die gesamten Kosten des Publikationsprojekts. Zudem soll durch den Autor_innenbeitrag sichergestellt werden, dass die Publikation auch dann erscheinen kann, wenn das Funding nicht zustande kommen sollte (dann mit kostenpflichtigem E-Book, dessen Verkaufserlöse zur Finanzierung beitragen). Wenn das Modell sich etabliert, soll perspektivisch natürlich erreicht werden, dass sämtliche Kosten durch das Funding abgedeckt werden, sodass das Publizieren auch für die Autor_innen nicht mehr mit (oder zumindest mit wesentlich geringeren) Kosten verbunden ist. Wir sind für jegliche Vorschläge offen, wie das organisiert werden kann. Ich hoffe das beantwortet Ihre Frage. Mit vielen Grüßen nach Wien, Alexandra Jobmann Am 26.02.20 um 08:30 schrieb Bernhard Schubert: > Liebe Frau Jobmann, liebe Kolleg*innen, > > mit großem Interesse habe ich den Bericht zum ENABLE!-Initialworkshop > gelesen. Ich glaube, dass Initiativen wie diese, in der möglichst alle > Stakeholder im wissenschaftlichen Publikationswesen gemeinsam die weitere > Vorgehensweise diskutieren, zunehmend unerlässlich und für alle Beteiligten > äußerst erhellend sind. Der Bericht selbst ist mir allerdings in einem Punkt > etwas zu knapp geraten. Im Absatz zu kooperativen Ansätzen ist von einer > Diskussion die Rede, "ob der Autor_innenbeitrag eine Form von Double Dipping > darstellt (nein)". Da ich an der Veranstaltung nicht teilgenommen habe, > fehlt mir hier natürlich die in der Diskussion herausgearbeitete > Argumentationslinie. Durch das eingeklammerte "nein" wird mir allerdings > suggeriert, es handle sich um eine offensichtliche Tatsache, die keiner > weiteren Begründung bedarf. > > Ich würde deshalb - ganz naiv - gerne wissen, warum genau > Autor*innenbeiträge _kein_ double dipping darstellen sollen. Diese hatten ja > in der Vergangenheit oftmals unter dem Begriff "Druckkostenzuschuss" > firmiert, was in Zeiten von Print on Demand auf Einzelstückebene wohl kaum > der Grund sein kann, warum Autor*innen nach wie vor für > Nicht-OA-Publikationen zur Kasse gebeten werden (bezahlt i.d.R. von deren > Einrichtung oder einem Forschungsförderer), die in weiterer Folge von > wissenschaftlichen Bibliotheken angeschafft werden. Vielleicht müsste mit > einer schlüssigen Antwort auch von Verlagsseite nicht mehr "die > Schwierigkeit zu vermitteln, warum es eine Autor_innenbeteiligung gibt _(was > übrigens normal ist bei Büchern, vor allem im geisteswissenschaftlichen > Bereich)_ [meine Betonung]" beklagt werden - m.E.n. keinesfalls kann diese > allerdings "Weil das immer schon so war" sein. Ich lasse mich - eine > entsprechende Begründung vorausgesetzt - gerne überzeugen! > > Mit besten Grüßen aus Österreich > Bernhard Schubert > > ------------------------------------ > > Mag. Bernhard Schubert, BA MSc > Universität Wien > Bibliotheks- und Archivwesen > T: +43-1-4277-27608 > > -----Ursprüngliche Nachricht----- > Von: Alexandra Jobmann <alexandra.jobmann@uni-bielefeld.de> > Gesendet: Dienstag, 25. Februar 2020 14:43 > An: Expertenforum für die Informationsplattform Open Access > (http://open-access.net/) <ipoa-forum@lists.fu-berlin.de>; > inetbib@inetbib.de > Betreff: [IP-OA_Forum] How to build a community? - Initialworkshop der > ENABLE!-Community für Open Access in den Humanities und Social Sciences > > Liebe Kolleginnen und Kollegen, > > am 28.01.2020 fand in Bielefeld der Initialworkshop der ENABLE!-Community > "Bibliotheken, Verlage und Autor*innen für Open Access in den Humanities und > Social Sciences" statt. Der Bericht dazu inklusive der erarbeiteten > Ergebnisse ist nun online: > https://oa2020-de.org/blog/2020/02/25/initialworkshop_enablecommunity/ > > Für die ENABLE!-Community und mit vielen Grüßen, Alexandra Jobmann > > -- > Alexandra Jobmann > > National Contact Point Open Access OA2020-DE Bielefeld University - Library > Universitätsstr. 25 - 33615 Bielefeld > Tel: +49 (0) 521/106-2546 > Mail: alexandra.jobmann@uni-bielefeld.de > Twitter: @oa2020de > ORCID: http://orcid.org/0000-0001-6464-4583 > > > <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<< Jetzt Teil der Open-Access-Community für die > Geistes- und Sozialwissenschaften werden! 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