Hallo Herr Reckling, als jemand, der keine Karriere in der Wissenschaftsbürokratie machen wird, kann ich unbeschwert ausformulieren. > Psychologie, Moral oder "falsches Bewußtsein" bei WisssenschafterInnen mag > einiges erklären, an der Sache ändert es, so fürchte ich, wenig: Es wird immer intedierte und nicht-intendierte Folgen von Interventionen (z.B. APC-Erstattung) geben, aber bevor man eine Intervention beginnt, ist es hilfreich sich zu überlegen welche Folgen durch die neuen Anreize produziert werden können. So gesehen würde ein wenig Psychologie (Spieltheorie) oft nicht schaden. > 1) Gute Publikationsformate kosten etwas, ob kommerziell oder nicht > nicht-kommerziell. Es ist gerade das Problem vieler gut gemeinter > Initiativen, dass sie offenbar davon ausgehen, professional publishing wäre > nahezu gratis zu haben. Das erklärt auch, warum viele OA Journals > nahezu leer sind. Was bei CELL etc. was kostet ist v.a. der Profit > 30%. Und Qualität gibt es selten kostenlos, aber doch ohne APCs: Stellvertretend sei mal fqs http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs genannt. Statt die big five zu alimentieren und die Konzentration im Publikationsmarkt zu forcieren [http://www.heise.de/tp/news/Wissenschaftsjournale-Konzentration-Karriere-und-Kommerz-2721572.html], sollte man lieber non-profit-OA à la fqs fördern. > 2) Kommerziell ist nicht gleich böse/schädlich und nicht-kommerziell gleich > gut/nützlich. Nicht per se, das stimmt, aber die nachgewiesene Konzentration zugunsten kommerzieller Verlage (s.o.), die übertriebene Gewinne einstreichen (und dies nun auch im OA machen), ist ganz sicher schlecht, weil dysfunktionial und eine naive APC-Politik fördert diese Dysfunktionalität. > 3) Richtig ist, dass es für eine Preisbildung nach dem Leistungsprinzip mehr > Wettbewerb und Kostentransparenz braucht. Insofern sind die Zahlen > des FWF > doch noch recht ermutigend: (a) Es gibt noch eine Reihe von Anbietern (inkl. > kleinere), die sich den Markt teilen. (b) Der > Durchschnittspreis pro Artikel von € 1.200 liegt weit unter dem von > Subskriptionszeitschriften. Ich sehe nicht wie die APC-Politik des FWF Transparenz schafft. Und ich wiederhole mich, die Schaffung solcher APC-Förderung ist hoch reaktiv und wird den Markt zugunsten steigender APCs ändern - sie schaffen die Anreize dazu. Wir können uns in zehn Jahren gern den Schaden ansehen, der gerade geschaffen wird. Viele Grüße Ulrich Herb --- Postfach 1154 D-66266 Kleinblittersdorf http://www.scinoptica.com 0049 157 30306851 http://twitter.com/#!/scinoptica