Lieber Christian, liebe alle,meines Erachtens sind qualitativ gute bibliographische Metadaten mit reichhaltigen Verlinkungen gerade die Kernkompetenzen von Bibliotheken. Daher ist es vielleicht von Vorteil, wenn neu gegründeten Zeitschriften auch auf die Kompetenzen der lokalen Bibliothek zurückgreifen, und andersherum, wenn die Bibliothek die Herausgabe von OA-Zeitschriften inklusive Pflege der Metadaten als Publikationsservice anbietet. Einige Deiner Beispiele scheinen gerade OA-Zeitschriften ohne eine Bibliothek im Hintergrund zu sein.
Falls man jetzt, wie von Dir vorgeschlagen, mit dem Gold/Diamond OA Geld für diese bibliographischen Dienste bekommt, dann wäre die praktische Frage, wie dieses Geld dann verwaltungstechnisch in die Bibliothek gelangen soll. Auf der anderen Seite sind es ja aber meist auch Bibliotheken, welche einen OA-Publikationsfonds oder OA-Konsortialmodelle bezahlen. Würden dann am Ende dadurch nicht Bibliotheken anderen Bibliotheken Geld geben?
Bei kommerziellen Verlagen sieht man (leider) auch häufig, dass genügend (und mehr) Geld nicht unbedingt dazu führt, dass die Zeitschriftenartikel auch gute Metadaten haben. Deine Beispiele hier sind m.E. harmlos im Vergleich zu einigen Beispielen von Metadaten, welche ich dort so sehe.
Die (Meta)Datenqualität können bei OA-Zeitschriften beispielsweise durch die Aufnahme(kriterien) bei DOAJ [1] oder das gerade neu herausgebrachten DINI-Zertifikat [2] eingefordert und überprüft werden. Ebenfalls helfen natürlich Awareness-Kampagnen wie etwa Metadata 2020 [3].
Mit besten Grüßen, Philipp Zumstein [1] https://doaj.org/application/new [2] https://dini.de/dienste-projekte/dini-zertifikat/ [3] http://www.metadata2020.org/ Am 14.10.2019 um 12:00 schrieb Gutknecht Christian:
Liebe alle An den vergangen OA-Tagen gab es eine Workshop zum Thema "Was darf Qualität kosten? Geschäftsmodelle für neue, nicht-APC-finanzierte Open-Access-Journals <https://opengenderplatform.de/was-darf-qualitaet-workshop-bei-den-open-access-tagen-2019-in-hannover>“ Beteiligte von verschiedenen kleinen OA Journals aus den Geistes- und Sozialwissenschaften berichteten über ihre Herausgabe-Prozesse. Den Idealismus mit beschränkten Mitteln, viel neben- und ehrenamtlicher Arbeit ein OA-Journal für die eigene Disziplin zu betreiben hat mich einerseits stark beeindruckt und anderseits aber auch wieder geschockt. Letzteres, weil ich in Kenntnis, was in der Wissenschaft aktuell für Subskriptionen und für APCs bezahlt wird, die Bescheidenheit und Zurückhaltung beim finanziellen Bedarf für einen professionellen Betrieb nicht nachvollziehen kann. Eigentlich müsste doch inzwischen bekannt sein, dass ein Journal kaum nur von Idealismus leben kann. Siehe beispielsweise „Lessons Learned <https://wisspub.net/2014/12/02/das-ende-von-open-medicine-idealismus-alleine-reicht-auf-dauer-nicht/> " vom eingestellten „Open Medicine“ Journal. Ich denke Qualität darf etwas kosten und ich finde gerade die Geistes- und Sozialwissenschaften täten auch gut daran auch in die Offensive zu gehen und das Publizieren zu professionalisieren und dafür die Kosten auch ordentlich einzutreiben. Ob via APCs oder einem anderen Gold OA Modell sei jetzt mal dahingestellt. Neben der inhaltlichen Qualität, die ich nicht beurteilen kann, scheint es mir doch auch eine formale „formalen“ Qualität eines Journals zu geben. Dazu gehört m.E. auch die Verwendung von DOIs und dem Registrieren von Metadaten. Da inzwischen viele neuere Anwendungen auf diese Information zurückgreifen, führt eine Vernachlässigung dieses Bereiches schnell zum Verlust von Sichtbarkeit. Exemplarisch dazu, die Situation bei den fünf am Workshop vorgestellten Journals: Ein Journal hat gar keinen Persistenten Identifier, ein anderes verwendet noch URN’s: * Crolar: http://www.crolar.org/index.php/crolar/article/view/314/html * On_Culture: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:26-opus-147661 Drei weitere Journals verwenden zwar DOIs, jedoch nicht via Crossref sondern via Datacite. Teils mit so minimalen Angaben, dass nicht einmal die Lizenz ausgegeben wird. * Internet Policy Review: https://api.datacite.org/works/10.14763/2019.4.1421 * Middle East - Topics & Arguments: https://api.datacite.org/works/10.17192/meta.2019.12.8022 * Open Gender Journal: https://api.datacite.org/works/10.17169/ogj.2019.24 Auch dies ist nicht Best Practice, da sich das Metadatenschema von Crossref sich viel besser für den Beschrieb von primär wissenschaftlichen Publikationen eignet. Ich habe den Eindruck, dass vielen gar nicht wirklich bewusst ist, dass es hier einen Unterschied gibt und habe in einem Blog-Post mal versucht die Situation darzustellen: https://wisspub.net/2019/10/13/dois-und-metadaten-bei-crossref/ freundliche Grüsse Christian Gutknecht ______________________________________ *Christian Gutknecht* Coordination of information system in research support Swiss National Science Foundation (SNSF) Wildhainweg 3, Postfach 8232, CH-3001 Bern Phone: +41 31 308 24 52 christian.gutknecht@snf.ch <mailto:christian.gutknecht@snf.ch> | www.snf.ch <http://www.snf.ch/> _______________________________________________ ipoa-forum mailing list ipoa-forum@lists.fu-berlin.de https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum Liste verlassen: https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum#options
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