Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Auftrag von Frau Hillenkötter und Frau Glorius, die die Mailingliste nicht abonniert haben, leite ich Ihnen folgende Antwort zum Thema "Crowdfunding und Autorengebühren" weiter. Viele Grüße Claudia Rölleke -- Claudia Rölleke Gruppenleiterin Digitale Medien Georg-August-Universität Göttingen Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen D-37070 Göttingen Platz der Göttinger Sieben 1 (Zentralbibliothek, Raum 3.27) +49 551 39-14062 (Tel.) +49 551 39-33199 (Fax) roelleke@sub.uni-goettingen.de http://www.sub.uni-goettingen.de ######################################################################################################################################################################################### Liebe Frau Di Rosa, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Antwort von Frau Jobmann ist leider etwas irreführend. Tatsächlich werden bei dem OA-Transformationsvorhaben „Neuerscheinungen aus den Jüdischen Studien (De Gruyter)“, für das kürzlich ein Vertrag abgeschlossen wurde, keinerlei Autorenbeiträge erhoben. Der Vertrag wurde vom Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL) für den FID Jüdische Studien verhandelt. Das KfL setzt sich für den Wegfall von Autorenbeiträgen ein. Bei dem OA-Transformationsvorhaben „Neuerscheinungen aus den Geisteswissenschaften“, das die SUB Göttingen als Konsortialführerin angeboten hatte, das aber mangels Teilnehmern nicht umgesetzt wird, waren zunächst noch Autorenbeiträge enthalten gewesen. (Grund: Es fehlte an einer Instanz, die einen signifikanten Teil der benötigen Gesamtsumme finanziert, wie es im o.g. Fall der FID Jüdische Studien getan hat.) Diese Beiträge wären aber deutlich niedriger gewesen, sie hätten je nach Fach nur 50-70% des bei wbv abgerufenen Autorenbeitrags betragen. Auch wäre der Gesamtpreis pro Titel in allen Fällen deutlich unter der 7.000-€-Marke geblieben (Gesamtkosten pro Titel je nach Fach zwischen 6.450 € und 6.850 € netto; wbv-Angebot: 7.290 € netto). Auch in Bezug auf sonstige Parameter folgen die De-Gruyter-Angebote nicht exakt dem wbv-Modell: — Bei beiden De-Gruyter-Vorhaben gab es das innovative Element der Titelauswahl, das unseres Wissens so noch nirgends umgesetzt wird: Der FID Jüdische Studien kann aus allen Titeln, die in verschiedenen dem Fach „Jüdische Studien“ nahestehenden Reihen erscheinen, frei wählen, welche Bücher im Laufe des Jahres 2020 transformiert werden sollen. — Das Verhältnis zwischen dem Preis, den eine Einrichtung für den OA-Freikauf eines Titels und den kostenfreien Erhalt der zugehörigen Printausgabe zu zahlen hat, und dem Preis der Printausgabe (die die Einrichtung möglicherweise ohne das Transformationsvorhaben erworben hätte) ist ein anderes: Im Fall von De Gruyter zahlt eine Einrichtung pro Titel um die 130 € netto und erhält dafür die OA-Ausgabe und eine Printausgabe im Wert von etwa 100 € brutto (= durchschnittlicher Verkaufspreis für Printausgabe und E-Book). Im Fall von wbv zahlt eine Einrichtung 120 € netto und erhält dafür die OA-Ausgabe und eine Printausgabe im Wert von 49,90 € brutto. Wir halten das Preis-Leistungs-Verhältnis der De-Gruyter-Angebote für besser. Unsere Einschätzung zu den Autorenbeiträgen: Nach allen bisher gemachten Erfahrungen sehen wir solche Zahlungen im Kontext von OA-Freikäufen für Monographien eher kritisch. Zwar spricht im Grundsatz nichts dagegen, dass Autorinnen und Autoren eine gewisse Summe selbst einbringen müssen, um ihre Monographie zu veröffentlichen (BPC). Aber die Art und Weise, wie dieser Betrag festgelegt wird, ist überkommen: Die Höhe scheint je nach Fachkultur sozusagen „historisch gewachsen“ zu sein, d.h. sie orientiert sich offenbar eher daran, wieviel Autorinnen und Autoren zu zahlen gewöhnt sind, als an den tatsächlich erbrachten Leistungen des Verlages. Dieses System sollte überdacht werden. Außerdem weisen wir darauf hin, dass es, solange Autorenbeiträge bei OA-Freikäufen erhoben werden, nach aktuellem Kenntnisstand keine weitere DFG-Förderung für diese Abschlüsse geben kann (das ist z.B. für FID relevant). Nur auf diese Weise kann eine unzulässige Doppelförderung sicher ausgeschlossen werden, da man davon ausgehen muss, dass Autorinnen und Autoren potentiell bereits DFG-Druckkostenzuschüsse erhalten. All diese Aspekte bitten wir bei der Bewertung und beim Vergleich von Angeboten einzubeziehen. Für Rückfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung. Viele Grüße Kristine Hillenkötter und Lydia Glorius hillenkoetter@sub.uni-goettigen.de glorius@sub.uni-goettingen.de ############################################################################################################################################################################################# > -----Ursprüngliche Nachricht----- > Von: Alexandra Jobmann [mailto:alexandra.jobmann@uni-bielefeld.de] > Gesendet: Montag, 16. Dezember 2019 11:39 > An: ipoa-forum@lists.fu-berlin.de > Betreff: Re: [IP-OA_Forum] Crowdfunding und Autorengebühren > > Hallo Herr Rödel, liebe Kolleg*innen > > der Druckkostenzuschuss für die Autor*innen liegt bei dem wbv Open > Library Modell bei 2.490,– Euro (netto) (inkl. Satz, Korrektorat, 30 > Abb. u. a.). Die Kalkulation lässt sich leicht in den FAQ ablesen: > https://www.wbv.de/openaccess/wbv-openlibrary/faq.html > Da steht dann auch, warum der Druckkostenzuschuss zur Zeit noch > enthalten ist. > > Mit vielen Grüßen, > Alexandra Jobmann > > Am 16.12.19 um 10:14 schrieb Rödel, Dr. Bodo: > > > > Sehr geehrte Frau Schönfelder, sehr geehrte Frau Di Rosa, > > > > > > > > aus meiner Sicht wäre die interessante Frage, wie hoch die > > Druckkostenzuschüsse sind, die die beteiligten > > AutorInnen/Einrichtungen zunächst an wbv zahlen, damit das Buch > > hergestellt wird, um das Angebot wirklich beurteilen zu können. Gibt > > es dazu Informationen? > > > > Die Qualitätssicherung erfolgt für wbv ja schon „kostenfrei“ als > > „Hrsg. Review“ (in 2 Fällen Verlagslektorat). > > > > > > > > > > > > > > > > Mit freundlichen Grüßen > > > > > > > > Dr. Bodo Rödel > > > > > > > > Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) > > > > Leiter der Stabsstelle „Publikationen und wissenschaftliche > > Informationsdienste <https://www.bibb.de/de/2758.php>“ > > > > Federal Institute for Vocational Education and Training (BIBB) > > > > Head of Strategic Office “Publications and Scientific Information > > Services <https://www.bibb.de/en/2758.php>“ > > > > Robert‐Schuman‐Platz 3 > > > > D‐53175 Bonn > > > > Fon: +49 228 107 2411 > > > > Mobil: +49 15162819074 > > > > roedel@bibb.de <mailto:roedel@bibb.de> > > > > www.bibb.de <http://www.bibb.de/> > > > > www.bibb.de/oabbf <http://www.bibb.de/oabbf> > > > > > > > > > > > > *Von:*Nina Schönfelder <nina.schoenfelder@uni-bielefeld.de> > > *Gesendet:* Dienstag, 10. Dezember 2019 14:42 > > *An:* ipoa-forum@lists.fu-berlin.de > > *Betreff:* Re: [IP-OA_Forum] Crowdfunding und Autorengebühren > > > > > > > > Liebe Kolleginnen und Kollegen, > > > > gerne möchte ich als Mitentwicklerin des Modells, dem die > > OA-Transformation E-Books von De Gruyter (Geisteswissenschaften), die > > wbv Open Library sowie die transcript OPEN Library zugrunde liegen, > > antworten. > > > > * Für die einzelnen Autor_innen sind die Beträge in der Tat recht > > hoch, jedoch nicht höher als im Closed Access zu publizieren (aka > > Druckkostenzuschuss). > > * Alle Verlage, die das Modell anbieten, bringen zusätzlich zu der > > digitalen OA-Ausgabe auch Print-Exemplare auf den Markt. Die > > Autorenbeiträge aka Druckkostenzuschüsse werden dafür verwendet. > > Insofern ist eine Finanzierung aus Töpfen, die nicht auf OA > > eingestellt sind, und nur Druckkostenzuschüsse übernehmen, immer > > noch möglich. Auch wenn die Autorenbeiträge aka > > Druckkostenzuschüsse aus einrichtungsinternen Mitteln übernommen > > werden, zahlen die Einrichtungen nicht mehr als im Status Quo > > (keine Mehrbelastungen). > > * Die Autor_innen haben immer das letzte Wort, welche Nutzungsrechte > > sie an wen abgeben möchten. Sie können OA für ihr Buch ablehnen. > > Der Verlag hat dafür Sorge zutragen, dass so viele Bücher wie > > angeboten aus einer Programmreihe OA publiziert werden. > > > > Sie sehen also, dass durch das Modell keine zusätzliche finanzielle > > Belastung der Autor_innen oder der Töpfe, aus denen > > Druckkostenzuschüsse finanziert werden, gibt. Auch wird kein/keine > > Autor_in gezwungen OA zu publizieren. Dafür steht das E-Book im Open > > Access für alle Wissenschafter_innen und Leser_innen zur Verfügung. > > > > Die am Crowd-funding teilnehmenden Bibliotheken bekommen sogar zwei > > Exemplare der Titel: ein OA-E-Book und ein Print-Exemplar. Ich denke, > > dass das für die nächsten ein bis zwei Jahrzehnte eine unschlagbare > > Kombination für die Nutzer ist: das OA-E-Book immer auf dem Handy, > > Laptop, USB-Stick mit durchsuchbarem Volltext dabei, und eine > > Print-Version im Büro oder zu Hause zum intensivem Studium. > > > > Eine Beschreibung und Diskussion des Modells finden Sie auch hier: > > > > Jobmann, Alexandra; Schönfelder, Nina (2019): The Transcript OPEN > > Library Political Science Model: A Sustainable Way into Open Access > > for E-Books in the Humanities and Social Sciences. In: Publications 7 > > (3). DOI: 10.3390/publications7030055 > > <https://doi.org/10.3390/publications7030055>. > > > > Mit freundlichen Grüßen > > > > Nina Schönfelder > > > > ---- > > > > *Dr. Nina Schönfelder* > > > > *Nationaler Open-Access-Kontaktpunkt OA2020-DE* > > Universität Bielefeld > > Universitätsbibliothek > > Universitätsstr. 25 > > D-33615 Bielefeld > > > > Phone: +49 (0) 521/106-3558 > > E-mail: nina.schoenfelder@uni-bielefeld.de > > <mailto:nina.schoenfelder@uni-bielefeld.de> > > Homepage: https://oa2020-de.org/ > > Twitter: @oa2020de > > Facebook: https://www.facebook.com/oa2020de/ > > > > Am 10.12.2019 um 13:26 schrieb Di Rosa, Elena: > > > > Liebe Kolleginnen und Kollegen, > > > > > > > > wir würden gerne eine Diskussion anstoßen zum Thema > > OA-Transformation über Crowdfunding und Autorengebühren. Zwei der > > Angebote, die wir in den letzten Wochen an der UB geprüft haben, > > das von DeGruyter (Geisteswissenschaften) und dem wbv-Verlag (wbv > > Open Library), hatten zusätzlich zu den Beträgen, die Bibliotheken > > an die Verlage zahlen, Autorengebühren. > > > > > > > > Wir finden dieses Modell nicht unterstützenswert aus verschiedenen > > Gründen: > > > > · Für die einzelnen AutorInnen sind die Beträge recht > > hoch, würden sie auf die einzelnen Einrichtungen verteilt werden, > > wäre der zusätzliche finanzielle Aufwand moderat. > > > > · Für die AutorInnen könnte ein Finanzierungsproblem > > entstehen, da dieser Betrag nicht über übliche > > Druckkostenzuschüsse finanziert werden könnte (bspw. von der VG > > Wort). Für die am Crowdfunding beteiligten Einrichtungen mit > > Publikationsfonds würde eine Doppelfinanzierung entstehen, wenn > > die einzelnen AutorInnen für die Finanzierung einen Antrag auf > > Förderung stellen würden. > > > > · Da die Titel bereits feststehen, haben die AutorInnen > > keine Option OA abzulehnen und müssen den geforderten Betrag > > zahlen. Hier wird aus unserer Sicht ein falsches Bild von Open > > Access vermittelt und die Position der AutorInnen wird geschwächt. > > > > Wir haben uns aus den genannten Gründen gegen eine Finanzierung > > dieser Modelle entschieden. Wie wird das in anderen Einrichtungen > > bewertet? > > > > Die Finanzierung von OA-Büchern über Crowdfundig ist sicher ein > > Ansatz, der von Bibliotheken auch unterstützt werden sollte. > > Vielleicht wäre ein gestaffeltes Preismodell für Bibliotheken > > sinnvoll, wie beispielsweise das zusätzliche Mikrosponsoring von > > der Open Library Politikwissenschaft? Es gibt sicher einige > > größere Bibliotheken in Deutschland, für die eine finanzielle > > Mehrbelastung tragbar wäre - die AutorInnen jedoch sollten aus > > unserer Sicht nicht zusätzlich belastet werden. > > > > > > > > Wir freuen uns sehr über Rückmeldungen, da wir grundsätzlich neue > > Konzepte für die Förderung von OA-Büchern unterstützen möchten und > > hoffen daher auf einen konstruktiven Austausch mit den Initiatoren > > der Angebote und den Verlagen. > > > > > > > > Beste Grüße > > > > > > > > -- > > > > Elena Di Rosa > > > > Open Access/ORCID > > > > > > > > Technische Universität Berlin > > > > Universitätsbibliothek > > > > Abt. Universitätsverlag/Hochschulschriften/Open Access > > > > Fasanenstr. 88, 10623 Berlin > > > > > > > > Tel.: +49 (0)30 314 76132 > > > > dirosa@tu-berlin.de <mailto:dirosa@tu-berlin.de> > > > > https://orcid.org/0000-0001-8235-2517 > > > > http://www.ub.tu-berlin.de/oa > > > > > > > > > > > > _______________________________________________ > > > > ipoa-forum mailing list > > > > ipoa-forum@lists.fu-berlin.de <mailto:ipoa-forum@lists.fu-berlin.de> > > > > https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum > > > > > > > > Liste verlassen: https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum#options > > > > > > _______________________________________________ > > ipoa-forum mailing list > > ipoa-forum@lists.fu-berlin.de > > https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum > > > > Liste verlassen: https://lists.fu-berlin.de/listinfo/ipoa-forum#options > > -- > Alexandra Jobmann > > National Contact Point Open Access OA2020-DE > Bielefeld University - Library > Universitätsstr. 25 - 33615 Bielefeld > Tel: +49 (0) 521/106-2546 > Mail: alexandra.jobmann@uni-bielefeld.de > Twitter: @oa2020de > ORCID: http://orcid.org/0000-0001-6464-4583 > > > <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<< Jetzt Teil der Open-Access- > Community für die Geistes- und Sozialwissenschaften werden! 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