Liebe Liste,ich würde den Anlass der Entscheidungsfindung zur Frage: KU unterstützen -- ja oder nein? gern nutzen, um wieder einmal in einem größeren Kreis eine Harmonisierung der Open-Access-Strategien von Bibliotheken und Forschungseinrichtungen zu diskutieren. Dazu dient doch diese Liste?
Könnte "eine Alimentierung privatwirtschaftlicher Akteure durch öffentliche Mittel" erforderlich sein, wenn man eine zeitnahe Umstellung des Publikationswesens auf Open Access erreichen möchte? Sollten alternative Mechanismen der Reputationsproduktion nur unter Umgehung der kommerziellen Verlage entwickelt und betrieben werden? Eine uneingeschränkte Ablehnung der Inanspruchnahme kommerzieller Dienstleistungen durch öffentliche Einrichtungen scheint mir keine politisch durchsetzbare Forderung zu sein. KU ist in mehreren Hinsichten zu hinterfragen, bietet aber auch Chancen, m.E. auch jene, eine Preis-Leistungs-Differenz in die Publikationsökonomie einzuführen. Ist jemandem bekannt, ob die in diesem Thread aufgeworfenen Fragen und Kritikpunkte bereits durch KU reflektiert wurden? Falls nein, wäre es nicht angezeigt, eine Stellungnahme zu erfragen? Wie stehen die bereits teilnehmenden Bibliotheken dazu?
Beste Grüße Nora Schmidt Am 21.01.14 15:02, schrieb Ulrich Herb:
Hallo Frau Schmidt,Intel entwickelt neue Prozessoren, um AMD keinen Vorsprung zu gönnen und dafür zu sorgen, dass die VerbraucherInnen regelmäßig ihre IT erneuern.Etwas anderes habe ich *nie* behauptet, ich wollte - und das wiederhole ich gern - betonen, dass auf einem echten Markt eine Alimentierung privatwirtschaftlicher Akteure durch öffentliche Mittel sehr ungewöhnlich ist.Der Markt für wissenschaftliche Publikationen ist aufgrund der singulären Produkte bekanntlich "anormal": Es herrscht Wettbewerb lediglich um Reputation, die sich in einer endlosen Schleife von AutorInnen auf den Verlag, vom Verlag auf die AutorInnen überträgt.klar, das habe ich schon ausführlich beschrieben: http://firstmonday.org/ojs/index.php/fm/article/view/2599/2404Aber dieser Markt hat zwei Währungen: Für die Autoren geht es um wissenschaftliches Kapital, vulgo: Reputation. Für die Verlage um öknomisches Kapital, Geld. Diese Verbindung ist gewachsen und sie zu lösen ist schwierig, aber nicht unmöglich s. die Bestrebungen in der Mathematik mit ihren Overlay-Modellen. Gelingt es, wie es die Mathematiker versuchen, das radikale Monopol für die Vermittlung von Reputation das im Moment die kommerziellen Verlage oft noch halten aufzulösen, verlieren diese auch ihre Macht, die sie in Konsortien oder bei Article Processing Charges in Geld ummünzen. Darum geht es mir, um sonst nichts. Und KU tut nichts, um das radikale Monopol der Verlag anzutasten - und das stört mich, sonst nichts. Was anderes wollte ich an dieser Stelle auch nicht diskutieren.Viele Grüße Ulrich Herb