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Re: [IP-OA_Forum] Share of OA articles with APC vs. without: Data from the Austrian Science Fund (FWF)

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  • From: "Bargheer, Margo Friederike" <bargheer@sub.uni-goettingen.de>
  • To: Expertenforum für die Informationsplattform Open Access (http://open-access.net/) <ipoa-forum@lists.fu-berlin.de>
  • Date: Fri, 4 Sep 2015 09:58:57 +0000
  • Cc: "Rieck, Katharina" <Katharina.Rieck@fwf.ac.at>
  • Reply-to: Expertenforum für die Informationsplattform Open Access (http://open-access.net/) <ipoa-forum@lists.fu-berlin.de>
  • Subject: Re: [IP-OA_Forum] Share of OA articles with APC vs. without: Data from the Austrian Science Fund (FWF)

Liebe Alle,
dass Markteingriffe durch die öffentliche Hand stes reaktives Potential haben, zeigt sich an den Fehlentwicklungen, die der Finch-Report und die folgenden politischen Entscheidungen in den UK verursacht hat, wo "Gold Open Access" sich vor allem zu einer Goldgrube für die großen börsennotierten Verlage entwickelt hat. Insofern hat die DFG Weitblick bewiesen, im deutschen APC-Förderprogramm für die deutschen zentralen Publikationsfonds das hybride OA ausdrücklich nicht zu berücksichtigen und die Preisobergrenze von 2.000 EUR einzuführen. Die tatsächlichen Durchschnittspreise liegen glücklicherweise deutlich darunter, siehe https://github.com/OpenAPC/openapc-de

Das genannte Förderprogramm der DFG verlangt hingegen ausdrücklich, dass die geförderten Universitäten Konzepte für die Verstetigung der Fonds zu entwickeln haben. Da kaum eine Institution irgendwo freies Kapital herumliegen hat, kann die Verstetigung nur mit Beteiligung der Fakultäten gelingen. Der Göttinger Workshop zur Verstetigung der Fonds https://www.open-access.net/community/weitere-veranstaltungen/workshop-publikationsfonds/ hat dies nochmals verdeutlicht.
Werden Fakultäten an Kosten beteiligt, entwickeln sie rasch auch eine Preissensibilität, das erleben wir derzeit in Göttingen bei der Entwicklung von Verstetigungsstrategien. Zwar gibt es Bereitschaft aus den Fakultäten, auch die hochpreisigen (wie bereits in der Diskussion erwähnt, vollkommen überteuerten) OA-Artikel zu fördern, aber nur sehr selektiv. Durch die Betreuung des Fonds sind wir in der Bibliothek zudem in der für uns neuen Situation, dass wir Publikationsentscheidungen der Wissenschaftler quasi in Echtzeit mitverfolgen, und damit gelegentlich auch die Ernüchterung, dass sich in manchen Fällen auch ein preiswerteres Jounal gelohnt hätte.

Meiner Meinung nach werden wir nur dann aus der Problematik der steigenden Preise aussteigen können, wenn bei denjeningen, welche die Publikationsentscheidung treffen -- die Autoren nämlich -- einige Problematiken weniger hart durchschlagen. Ich beschränke mich auf zwei:
a) Ambitionierte Wissenschaftler in prekären Vertragssituationen werden nur selten altruistisch motivierte Publikationsentscheidungen treffen, sondern mit jeder Publikation die Maximierung ihres persönlichen symbolischen Kapitals suchen. Wenn das Evluierrungs- und Belohnungssystem auch noch genau dieses Verhalten besonders honoriert, wird sich am Status Quo auch durch Gegenrudern der Bibliotheken kaum etwas ändern.
b) Der "positive bias" im Publikationswesen ist trotz seiner wissenschafltichen Problematik weiterhin vorhanden. Es wird noch lange dauern, bis eine erfolgreiche "high impact" Publikation nicht mehr vorrangig mit wissenschaftlicher Exzellenz konnotiert wird, sondern als mögliches Ergebnis einer *risikofreudigen* Dateninterpretation gelesen wird. Das legen zumindest die naheliegenden Korrelationen von hohen Zitationsraten und hohen Rückzugsraten in den entsprechenden Journals nach. Ansätze wie Server für niederschwellige Datenpublikationen von negativen/unklaren Forschungsergebnissen, Open Peer Review, Open Data etc. werden auf diesem Gebiet hoffentlich den Beginn eines langsamen Wandels bringen.

Unser Weg in Göttingen ist ein mühsamer: wir versuchen die Zusammenhänge des wissenschaftlichen Publikationswesens in Lehr- und Informationsveranstaltungen zu vermitteln, Alternativen aufzuzeigen, Hilfe anzubieten. So nach und nach fruchtet es, aber auf die Wette, die Uli Herb Herrn Reckling anbietet, würde ich dennoch nicht eingehen. Ich befürchte, wir werden in 10 Jahren erst die ersten Ansätze einer Änderung sehen, also eine Verstetigung der Abflachung der Preissteigerungskurven, die aber noch deutlich über der Inflationskurve liegen wird.

Noch auf ein Wort zu Frau Schubert: Sie haben vollkommen recht, dass die Publikationsfonds vorwiegend von den Naturwissenschaften beansprucht werden. Wenn Sie in Göttingen publizieren würden, hätten Sie trotzdem eine Förderung für einen OA Artikel sicher, weil die Förderung der weniger OA-affinen Fächer bei uns Teil der Fördergerechtigkeit ist.

Allen einen schönen Tag,
und hoffentilch sieht man sich an den OA-Tagen in Zürich!
Margo
Bargheer

Margo Bargheer

Leitung Elektronisches Publizieren ǀ Head of Electronic Publishing
----------------------------
Georg-August-Universität Göttingen
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
State and University Library Goettingen

tel +49 (0)551 39-91188 ǀ fax +49 (0)551 39-22457
bargheer@sub.uni-goettingen.de
www.sub.uni-goettingen.de

----------------------------
Universitätsverlag Göttingen ǀ University Press Goettingen
* univerlag.uni-goettingen.de
Elektronische Dissertationen ǀ Electronic Dissertations
* sub.uni-goettingen.de/elektronisches-publizieren/
Institutional Repository
* goedoc.uni-goettingen.de/goescholar/
----------------------------
Open Access
* www.open-access.net
* www.openaire.eu

Von: Prof. Dr. Charlotte Schubert [schubert@uni-leipzig.de]
Gesendet: Freitag, 4. September 2015 09:58
An: "Expertenforum für die Informationsplattform Open Access (http://open-access.net/)"
Cc: Rieck, Katharina
Betreff: Re: [IP-OA_Forum] Share of OA articles with APC vs. without: Data from the Austrian Science Fund (FWF)

Lieber Herr Kohle, liebe Runde,
ich befürworte die Richtung „in öffentliche Hände legen” für die wissenschaftlichen Publikationen schon lange. Wissenschaft ist fast immer eine öffentliche Angelegenheit und ich halte die Kosten der Wissenschaftsverlage für im wesentlichen von Marketing, Infrastruktur (derzeit kostenträchtige Umstellung auf ePublishing), Gewinnzwang etc. verursacht. Es geht um ca. 500 Mio/a, die im deutschen Wissenschaftspublikationssystem aus diversen öffentlichen Quellen finanziert werden. Das ist ein Kuchen, in dem es sich für die kommerziellen Akteure lohnt!
Wirkliche Redaktionsarbeit wird aber von fast keinem Wissenschaftsverlag mehr gemacht, sondern dies wird von den ehrenamtlich tätigen Herausgebern und deren Mitarbeitern/Hilfskräften in der Wissenschaft übernommen. Die deutschen Universitätsbibliotheken steigen bekanntlich - im Zusammenhang mit den Möglichkeiten der Internetpublikation und auch der Umorientierung der DFG - derzeit in diesen Bereich der Wissenschaftspublikation ein. Das zeigt, daß die Richtung auch tatsächlich in „in öffentliche Hände legen” geht.
Zusammen mit meinen Mitherausgebern habe ich ein neues OA eJournal für die digitalen Altertumswissenschaften gegründet (Digital Classics Online: http://digital-classics-online.eu/): Wir bekommen eine gute Anschubfinanzierung von der DFG, aber wir haben uns auch verpflichtet, danach mit eigener Kraft und Haushaltsmitteln weiterzumachen (Herausgeber, Mitarbeiter, Hilfskräfte). Da das nach meiner - langjährigen - Erfahrung sowieso der alltäglichen Realität der Redaktionsarbeit entspricht, bin ich auch zuversichtlich, das wir das schaffen.
MbG
Charlotte Schubert


Prof. Dr. Charlotte Schubert
Lehrstuhl für Alte Geschichte
Historisches Seminar
Universität Leipzig
Beethovenstr. 15
04107 Leipzig

email:  schubert@uni-leipzig.de
Tel.:  0341/9737071 und 0178/8324518


http://www.gko.uni-leipzig.de/historisches-seminar/seminar/alte-geschichte.html

http://www.uni-leipzig.de/~geschalt/ag000.htm

http://www.eaqua.net




Am 04.09.2015 um 09:32 schrieb Hubertus Kohle <hubertus.kohle@gmail.com>:

Liebe alle
ich bin nicht über die Einzelheiten der Kostenkalkulationen informiert und auch nicht über die der sich darum herum rankenden Diskussionen, stelle aber folgende Frage: Wer legt eigentlich diese exorbitante Höhe fest? Wir machen ja in München die sehepunkte. Da kommen im Jahr ca. 1000 Texte zusammen. Das wird von einer Reihe von Herausgebern und verteilten Redakteuren gemacht, die das umsonst erledigen (wie überall in diesem Geschäft, ob OA oder traditionell), zentral von einem halben wiss. MA und ein paar Hilfskräften. Zusammen mit den Serverkosten sind das ca. 50.000 Euro im Jahr, also 50 Euro pro Rezension. Okay, das sind keine ausgewachsenen Aufsätze und wir machen auch kein double blind peer review (ein Fetisch, der nur verhindert, dass man sich mehr mit nachgelagerten  Bewertungsmethoden beschäftigt, die im Internet sowieso anstehen), aber zwischen 50 Euro und den mehreren Tausend, von denen da immer so die Rede ist, klafft ja auch eine Riesenlücke. Es ist doch kein Wunder: Wenn man die Verlage berechnen lässt, was das kostet, ist es natürlich viel. Vielleicht müssen wir das Publikationsgeschäft doch in öffentliche Hände bekommen!
Schöne Grüße an alle.
Hubertus Kohle 

Am 4. September 2015 um 09:00 schrieb Prof. Dr. Charlotte Schubert <schubert@uni-leipzig.de>:
Liebe Kollegen, zwar als Neuling in Ihrer Runde, aber doch auch schon länger in diesem Feld unterwegs, möchte ich aus der Perspektive einer Wissenschaftlerin und Vertreterin eines der sog. Kleinen Fächer dazu nur folgendes bemerken:
- Kosten für die Publikation eines Artikels in Höhe von > 1000 Euro würden auf einen Schlag den gesamten Haushaltsetat meines Lehrstuhls für ein Jahr auf einen Etat für Bleistifte reduzieren.
- Die durch die DFG anfinanzierten Publikationsfonds der UBs sind - nach meiner Kenntnis - von den Naturwissenschaftlern schon komplett belegt.
- Die universitären Haushalte können das nicht übernehmen - die meisten sind längst an ihren Grenzen angekommen.
Fazit: Wir als Wissenschaftler müßten diese Kosten privat tragen. Soll das die Zukunft unseres wissenschaftlichen Publikationswesens sein??
Mit freundlichen Grüßen in die Runde
Charlotte Schubert


Prof. Dr. Charlotte Schubert
Lehrstuhl für Alte Geschichte
Historisches Seminar
Universität Leipzig
Beethovenstr. 15
04107 Leipzig

email:  schubert@uni-leipzig.de
Tel.:  0341/9737071 und 0178/8324518


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Am 04.09.2015 um 08:42 schrieb Ulrich Herb <u.herb@scinoptica.com>:

Hallo Herr Reckling,

als jemand, der keine Karriere in der Wissenschaftsbürokratie machen wird, kann
ich unbeschwert ausformulieren.

Psychologie, Moral oder "falsches Bewußtsein" bei WisssenschafterInnen mag
einiges erklären, an der Sache ändert es, so fürchte ich, wenig:

Es wird immer intedierte und nicht-intendierte Folgen von Interventionen (z.B.
APC-Erstattung) geben, aber bevor man eine Intervention beginnt, ist es
hilfreich sich zu überlegen welche Folgen durch die neuen Anreize produziert
werden können. So gesehen würde ein wenig Psychologie (Spieltheorie) oft nicht
schaden.

1) Gute Publikationsformate kosten etwas, ob kommerziell oder nicht
nicht-kommerziell. Es ist gerade das Problem vieler gut gemeinter
Initiativen, dass sie offenbar davon ausgehen, professional publishing wäre
nahezu gratis zu haben. Das erklärt auch, warum viele OA Journals
nahezu leer sind.

Was bei CELL etc. was kostet ist v.a. der Profit > 30%. Und Qualität gibt es
selten kostenlos, aber doch ohne APCs: Stellvertretend sei mal fqs
http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs genannt. Statt die big five zu
alimentieren und die Konzentration im Publikationsmarkt zu forcieren
[http://www.heise.de/tp/news/Wissenschaftsjournale-Konzentration-Karriere-und-Kommerz-2721572.html],
sollte man lieber non-profit-OA à la  fqs fördern.

2) Kommerziell ist nicht gleich böse/schädlich und nicht-kommerziell gleich
gut/nützlich.

Nicht per se, das stimmt, aber die nachgewiesene Konzentration zugunsten
kommerzieller Verlage (s.o.), die übertriebene Gewinne einstreichen (und dies
nun auch im OA machen), ist ganz sicher schlecht, weil dysfunktionial und eine
naive APC-Politik fördert diese Dysfunktionalität.

3) Richtig ist, dass es für eine Preisbildung nach dem Leistungsprinzip mehr
Wettbewerb und Kostentransparenz braucht. Insofern sind die Zahlen > des FWF
doch noch recht ermutigend: (a) Es gibt noch eine Reihe von Anbietern (inkl.
kleinere), die sich den Markt teilen. (b) Der  
Durchschnittspreis pro Artikel von € 1.200 liegt weit unter dem von
Subskriptionszeitschriften.

Ich sehe nicht wie die APC-Politik des FWF Transparenz schafft. Und ich
wiederhole mich, die Schaffung solcher APC-Förderung ist hoch reaktiv und wird
den Markt zugunsten steigender APCs ändern - sie schaffen die Anreize dazu. Wir
können uns in zehn Jahren gern den Schaden ansehen, der gerade geschaffen wird.


Viele Grüße


Ulrich Herb

---
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D-66266 Kleinblittersdorf
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0049 157 30306851
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Prof.Dr.Hubertus Kohle
Dekan der Fakultät für Geschichts-und Kunstwissenschaften
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Tel.: 08921802997
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Institut für Kunstgeschichte
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      • From: "Reckling, Falk" <Falk.Reckling@fwf.ac.at>
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