Ich sehe die Problemlage ähnlich wie Herr Pfeiffenberger:
- Ein kommunintär organisiertes Publikationssystem kann ja wünschenswert sein, nur muss ein professioneller Job auch adäquat bezahlt werden. Und meine These wäre, dass das in den Geisteswissenschaften umso notwendiger ist, weil hier
oftmals der editorische Aufwand noch höher ist als in den Naturwissenschaften. - Auch ein kommunitär organisiertes Publikationssystem schützt nicht vor überhöhten Preisen, daher kann es sinnvoll sein, wie Herr Pfeiffenberger argumentiert, wenn die AutorInnen als MarktteilnehmerInnen auftreten
und mit den Mitteln, die ihnen von den Forschungsstätten zur Verfügung gestellt werden, das Publikationsmedium wählen, das die besten Leistungen erbringt. Das tun WissenschafterInnen bei anderen Anschaffungen (Materialkosten, Geräte, etc. ) ja auch.
Aber noch einmal zurück zur Ausgangsfrage nach den Büchern: Offenkundig ist in der Vergangenheit einiges an Autorengebühren in Büchern v.a. in den Geisteswissenschaften geflossen, wobei im deutschsprachigen Raum fast ausschließlich reine Druckkosten verlangt wurden, d.h. die Verlage haben i.d.R.,
anders als in angelsächsichen Ländern, kein Peer Review und kein Lektorat angeboten.
In Österreich z.B. hat der FWF bis 2004 durchschnittlich über € 15.000 nur für solche Druckkosten pro Buch gezahlt; inkl. der Preissteigerungen wären das heute um die € 18.000. Nach Änderung der Förderpolitik zahlt der FWF heute durchschnittlich
fast € 16.000 pro Buch, das beinhaltet aber Druckkosten, Open Access, Fachlektorat und z.T. Übersetzungen:
https://zenodo.org/record/17272/files/FWF_AustriaInnovativ_OA_30-4-2015.pdf#page=14
Erfreulicherweise entwickelt sich jetzt gerade ein internationaler Markt von kommerziellen und nicht-kommerziellen Anbietern für OA-Bücher, der noch viel günstigere Preise erwarten lässt, u.a.: Palgrave: http://www.palgrave.com/page/about-us-palgrave-open-faqs/
Cambridge University Press: http://www.cambridge.org/at/academic/cambridge-open-access/cambridge-open-access-books/gold-oa-monographs
Ubiquity Press: http://www.ubiquitypress.com/site/publish/ (incl. Stockholm University Press) Brill: http://www.brill.com/brill-open-0
UCL Press: http://www.ucl.ac.uk/ucl-press/publish
Amsterdamm University Press: http://en.aup.nl/en/books/open-access.html
Open Book Publisher: http://www.openbookpublishers.com/section/6/1/information-for-authors
Manchester University Press: http://www.manchesteruniversitypress.co.uk/cgi-bin/scribe?showgroup=ig06
Springer: http://www.springeropen.com/books
Routledge: https://www.routledge.com/info/open_access
DeGryuter: http://www.degruyter.com/page/948
Vandenhoeck & Ruprecht:
http://www.v-r.de/de/open_access/c-729 Meine These wäre nun, dass es als erster Schritt ausreichend wäre, die bisher aufgewendeten Mittel für Druckkosten von Büchern auf OA umzuwidmen. Dafür müssten aber zunächst einmal die bisher im System befindlichen Kosten transparent
gemacht werden. LG FR -----Ursprüngliche Nachricht----- Liebe Frau Schmidt, schön, dass Sie das Wort prekär einbringen! Das ist tatsächlich meine Befürchtung bei vielen Grassroots- und Projektmittel-geförderten Initiativen, dass sie, solange es hält, mittels "prekär" im öffentlichen Dienst Beschäftigter (Vertragsketten,
halbe Stellen...) betrieben werden. Für ein qualitativ hochwertiges und über lange Zeit stabiles "Veröffentlichungswesen", um es mal funktional zu benennen, braucht es - unabhängig von der Art des Betreibers - auf jeden Fall ein nachhaltiges Finanzierungskonzept
für die dauerhafte Phase nach einem evtl. Projekt, das u.a. auch nicht mit prekärer Beschäftigung "schön gerechnet" wird. Wenn wir uns bezüglich der Kosten soweit ehrlich gemacht haben, käme als Zweites die Frage der möglichen Finanzierungsströme (aus Institutsmitteln, Projektmitteln, aus Bibliotheksbudgets, institutionellen oder gar nationalen "Töpfen"
... oder womöglich querfinanziert aus anderen Einnahmen von Gesellschaften). Das ist eine Sache, welche die Institutionen und die Förderer auf möglichst hoher Ebene zu lösen haben, nicht die einzelnen Autoren und nicht einmal die "Projekte". Und hier dürfen
die "prekär finanzierten" Disziplinen nicht hinten runter fallen. Bleibt schließlich die Frage der Abrechnung und der Transaktionen. Es wäre natürlich vorzuziehen, wenn Autoren - so wie die Leser heute - nicht mit solchen Mühsalen belastet würden. Das hätte aber den Nachteil, dass - wie heute bei
den Subskriptionskosten - nur wenige Augen auf den Kosten ruhen und Fehlentwicklungen dann erst spät oder gar nicht entdeckt werden können. APCs, also die "Kostenumlage" pro Artikel, hätte betriebswirtschaftlich den Vorteil, dass sie - im eingeschwungenen
Zustand - am nächsten an den wirklichen Kostenstrukturen "dran" sind und somit nur wenig Verschleierung möglich ist. beste Grüße, Hans Pfeiffenberger Am 07.09.15 um 11:47 schrieb Nora Schmidt: > Liebe Liste, > > eine Fussnote zu SSRN: Mir scheint, als würde man hier von freien Lizenzen nicht viel halten. Falls ich was übersehen habe, würde ich mich freuen! > > Eine Fussnote zu Ubiquity Press: Bei 800 Euro APC dürfte die Finanzierung in Frau Schuberts Fall bereits schwierig sein. Buchprojekte sind relativ seltene Ereignisse. Mitunter kann man dafür externe Förderungen bekommen. Artikel jedoch
fallen mehrfach jährlich an. Ohne interne Mittel sieht es schlecht aus ... > > Wenn Institutionen statt der reinen Finanzierung von externen APCs kooperativ verlagsähnliche Publikationsinfrastrukturen aufbauen würden, die z.B. auch von Verlagen modular angebotene Dienstleistungen nach Bedarf in Anspruch nehmen,
könnte man zu einem Publikationswesen kommen, in dem die Forschenden von der Belastung durch Transaktionen freigestellt sind. Anstatt Zeitschriften und Kleinstverlage weiter im Prekariat um ihre Existenz kämpfen oder sich von den grossen, profitorientierten
Verlagen schlucken zu lassen, könnte man anfangen, miteinander zu sprechen. Die DFG fördert Kleinstprojekte wie Language Science Press und der FWF beschränkt sich, soweit ich weiss, auf die Übernahme von Publikationskosten, die zumeist den Grossverlagen zukommen
(ich spreche hier nur von den Förderungen, nicht von der ideellen oder strategischen Unterstützung). Mit etwas Glück wird das Modell von Open Library of Humanities (OLH) Schule machen. Weiss jemand etwas von OLH-Unterstützungsplänen im dt.-sprachigen Raum? > > Beste Gruesse > Nora Schmidt > > >> On 05 Sep 2015, at 08:55, Reckling, Falk <Falk.Reckling@fwf.ac.at> wrote: >> >> Sehr geehrte Frau Schubert, >> >> >> >> ich sehe das Problem, v.a. außerhalb von Drittmittelprojekten und wenn die Unis keine Publikationsfonds haben. >> >> >> >> Allerdings stellt sich mir schon die Frage, woher die Mittel für die
>> Druckkosten gekommen sind, die GeisteswissenschafterInnen für
>> Buchpublikationen aufbringen müssen. Das meine ich nicht rhetorisch,
>> sondern ist eine Frage an das Forum, ob es dazu Zahlen gibt? Für
>> Österreich haben nur eine grobe Schätzung, die von ca. 3-4 Mio. aus:
>> http://dx.doi.org/10.5281/zenodo.18338 >> >> >> >> Dazu speziell zu Alter Geschichte: >> >> >> >> - In AUT haben wir den Umstieg von TYCHE gefördert: >>
http://tyche-journal.at/tyche/index.php/tyche >> >> - SSRN hat das Classics Research Network für Preprints etabliert:
>>
http://papers.ssrn.com/sol3/JELJOUR_Results.cfm?form_name=journalbrow >> se&journal_id=948047 >> >> - Ubiquity Press hat eine breites, kostengünstiges Angebot in
>> Geistes- und Altertumswissenschaften:
http://www.ubiquitypress.com/ >> >> Beste Grüsse >> Falk Reckling >> _______________________________________________ >> Falk Reckling, PhD >> Strategic Analysis >> Department Head >> Austrian Science Fund (FWF) >> Sensengasse 1 >> A-1090 Vienna >> Tel: +43-1-5056740-8861 >> Mobile: +43-664-5307368 >> Email:
falk.reckling@fwf.ac.at<mailto:falk.reckling@fwf.ac.at> >> >> Web: >>
https://www.fwf.ac.at/en<https://www.fwf.ac.at/en/about-the-fwf/organ >> isation/fwf-team/strategy-departments/strategy-analysis/vk/freckling/ >> > >> Twitter: @FWFOpenAccess >> ORCID:
http://orcid.org/0000-0002-1326-1766 >> ________________________________ >> Von: Prof. Dr. Charlotte Schubert [schubert@uni-leipzig.de] >> Gesendet: Freitag, 04. September 2015 09:00 >> An: Ulrich Herb; "Expertenforum für die Informationsplattform Open Access (http://open-access.net/)" >> Cc: Reckling, Falk; Rieck, Katharina >> Betreff: Re: [IP-OA_Forum] Share of OA articles with APC vs. without:
>> Data from the Austrian Science Fund (FWF) >> >> Liebe Kollegen, zwar als Neuling in Ihrer Runde, aber doch auch schon länger in diesem Feld unterwegs, möchte ich aus der Perspektive einer Wissenschaftlerin und Vertreterin eines der sog. Kleinen Fächer dazu nur folgendes bemerken: >> - Kosten für die Publikation eines Artikels in Höhe von > 1000 Euro würden auf einen Schlag den gesamten Haushaltsetat meines Lehrstuhls für ein Jahr auf einen Etat für Bleistifte reduzieren. >> - Die durch die DFG anfinanzierten Publikationsfonds der UBs sind - nach meiner Kenntnis - von den Naturwissenschaftlern schon komplett belegt. >> - Die universitären Haushalte können das nicht übernehmen - die meisten sind längst an ihren Grenzen angekommen. >> Fazit: Wir als Wissenschaftler müßten diese Kosten privat tragen. Soll das die Zukunft unseres wissenschaftlichen Publikationswesens sein?? >> Mit freundlichen Grüßen in die Runde >> Charlotte Schubert >> >> >> Prof. Dr. Charlotte Schubert >> Lehrstuhl für Alte Geschichte >> Historisches Seminar >> Universität Leipzig >> Beethovenstr. 15 >> 04107 Leipzig >> >> email:
schubert@uni-leipzig.de<mailto:schubert@uni-leipzig.de> >> Tel.: 0341/9737071 und 0178/8324518 >> >> >>
http://www.gko.uni-leipzig.de/historisches-seminar/seminar/alte-gesch >> ichte.html >> >>
http://www.uni-leipzig.de/~geschalt/ag000.htm >> >>
http://www.eaqua.net<http://www.eaqua.net/> >> >> >> >> >> Am 04.09.2015 um 08:42 schrieb Ulrich Herb <u.herb@scinoptica.com<mailto:u.herb@scinoptica.com>>: >> >> Hallo Herr Reckling, >> >> als jemand, der keine Karriere in der Wissenschaftsbürokratie machen
>> wird, kann ich unbeschwert ausformulieren. >> >> Psychologie, Moral oder "falsches Bewußtsein" bei >> WisssenschafterInnen mag einiges erklären, an der Sache ändert es, so fürchte ich, wenig: >> >> Es wird immer intedierte und nicht-intendierte Folgen von Interventionen (z.B. >> APC-Erstattung) geben, aber bevor man eine Intervention beginnt, ist
>> es hilfreich sich zu überlegen welche Folgen durch die neuen Anreize
>> produziert werden können. So gesehen würde ein wenig Psychologie
>> (Spieltheorie) oft nicht schaden. >> >> 1) Gute Publikationsformate kosten etwas, ob kommerziell oder nicht
>> nicht-kommerziell. Es ist gerade das Problem vieler gut gemeinter
>> Initiativen, dass sie offenbar davon ausgehen, professional
>> publishing wäre nahezu gratis zu haben. Das erklärt auch, warum viele
>> OA Journals nahezu leer sind. >> >> Was bei CELL etc. was kostet ist v.a. der Profit > 30%. Und Qualität
>> gibt es selten kostenlos, aber doch ohne APCs: Stellvertretend sei
>> mal fqs
http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs genannt.
>> Statt die big five zu alimentieren und die Konzentration im
>> Publikationsmarkt zu forcieren >> [http://www.heise.de/tp/news/Wissenschaftsjournale-Konzentration-Karr >> iere-und-Kommerz-2721572.html], sollte man lieber non-profit-OA à la
>> fqs fördern. >> >> 2) Kommerziell ist nicht gleich böse/schädlich und nicht-kommerziell
>> gleich gut/nützlich. >> >> Nicht per se, das stimmt, aber die nachgewiesene Konzentration
>> zugunsten kommerzieller Verlage (s.o.), die übertriebene Gewinne
>> einstreichen (und dies nun auch im OA machen), ist ganz sicher
>> schlecht, weil dysfunktionial und eine naive APC-Politik fördert diese Dysfunktionalität. >> >> 3) Richtig ist, dass es für eine Preisbildung nach dem
>> Leistungsprinzip mehr Wettbewerb und Kostentransparenz braucht.
>> Insofern sind die Zahlen > des FWF doch noch recht ermutigend: (a) Es gibt noch eine Reihe von Anbietern (inkl. >> kleinere), die sich den Markt teilen. (b) Der Durchschnittspreis pro
>> Artikel von € 1.200 liegt weit unter dem von >> Subskriptionszeitschriften. >> >> Ich sehe nicht wie die APC-Politik des FWF Transparenz schafft. Und
>> ich wiederhole mich, die Schaffung solcher APC-Förderung ist hoch
>> reaktiv und wird den Markt zugunsten steigender APCs ändern - sie
>> schaffen die Anreize dazu. Wir können uns in zehn Jahren gern den Schaden ansehen, der gerade geschaffen wird. >> >> >> Viele Grüße >> >> >> Ulrich Herb >> >> --- >> Postfach 1154 >> D-66266 Kleinblittersdorf >> 0049 157 30306851 >> http://twitter.com/#!/scinoptica >> >> _______________________________________________ >> ipoa-forum mailing list >> ipoa-forum@lists.fu-berlin.de >>
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