Lieber Herr Pfeiffenberger,
Am 08.09.15 um 09:20 schrieb Daniel von Wachter:Damit will ich nur sagen, daß von Behörden angebotenes Geld die Preise erhöht. Das gilt auch für APCs. Den Fachgesellschaften und anderen OA-Initiativen Geld zur Förderung von OA-Zeitschriften anzubieten, könnte besser wirken."Initiativen" kann eine öffentliche Stelle kein Geld anbieten. Das muss schon eine Rechtsperson sein. Also ein Institut, ... Nun sind auch Fachgesellschaften und Institute meist keine unschuldigen, /puren/ Menschen- und Wissenschaftsfreunde. Auch sie haben "Geschäftsmodelle", Interessen, etc. Daher gilt mit Sicherheit auch hier, dass verfügbares Geld die Preise erhöht. (*) Aus den USA, wo ja vieles transparenter ist als hier, "kenne" ich zwei einschlägige Dinge: - die AGU (American Geophysical Union) nimmt für ihre Zeitschriften gepfefferte Preise und subventioniert damit ihre echt tollen
Guter Einwaund und interessante Beispiele. In meinem Bereich sehe ich in den USA hingegen zwei Fachgesellschaften, die ihre Zeitschriften günstig verkaufen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß das in meinem Fach, der Philosophie, auch so wäre.
Vorhin hat mir ein ehemaliger Verleger vorgerechnet, was für ein gutes Geschäft Zeitschriften sind. Privatabonnenten versucht man gar nicht erst zu gewinnen, sondern man verlangt so viel, wie man aus den staatlichen Bibliotheken rausholen kann. Gutes Beispiel für die ökonomische Wahrheit, daß nicht die Herstellungskosten, sondern die Zahlungsbereitschaft den Preis bestimmen. Jener Verleger hat mir auch vorgerechnet, weshalb die staatlichen Druckkostenzuschüsse die Buchpreise nicht gesenkt haben.
Ich sehe theoretisch zwei Wege zur Kostensenkung (Für mehr OA würde ich vor allem grünes OA verbreiten.): 1. Gold-OA-Fachzeitschriften werden von Leuten oder Institutionen betrieben, welche keine oder geringere Gewinnabsichten haben als Verlage. In der Philosophie klappt das, z.B. www.philosophersimprint.org und www.ergophiljournal.org. 2. Es entsteht ein richtiger Markt, in dem eine Grenze der Zahlungsbereitschaft des Käufers den Verkäufer zu einer Senkung des Preises veranlaßt. Ich werde jetzt aber keine guten Ratschläge verteilen, wie Bibliotheken und Förderinstitutionen oder andere das erreichen könnten. Aber sehepunkte ist ein schönes Beispiel, wie es funktionieren kann.
Staatliche Zuschüsse für APCs scheinen mir deshalb ungünstig, weil sie den zu erzielenden Preis erhöhen. Mir schien es überhaupt immer ungünstig, daß die Definition von „Open Access“ APCs zuläßt.
Besten Gruß, Daniel von Wachter -- Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter, http://von-wachter.deDirektor, Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein
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